Der UNIQA-Versicherungskonzern hat mit dem Gewinn- und Prämienplus bis Juni die Prognosen getroffen und bekräftigt das EGT-Jahresziel (EGT bezeichnet in diesem Fall die Einnahmen aus Versicherungsleistungen). Bei den Einmalerlägen bremst man wegen der Niedrigzinsen, in Österreich nimmt man sie nur bei gleichzeitiger Verrentung an. Ein Renner sind die neuen LV-Polizzen ohne Garantie, bis Juni wurden 23.000 verkauft, sagte CEO Andreas Brandstetter am Donnerstag zur APA.

17.000 der 23.000 klassischen Lebenspolizzen habe die Tochter Raiffeisen Versicherung verkauft, um 9,2 Prozent mehr als voriges Jahr. Die UNIQA Österreich erreichte mit ihren 6.000 Stück ein Plus von drei Prozent. In Summe wurden bis Juni rund 7,5 Prozent mehr klassische Polizzen vertrieben als im ersten Halbjahr 2014. Der UNIQA-Konzern hat als erster LV-Produkte ohne Garantie angeboten, die Mitbewerber wägen noch ab.

Steigende Umsätze

Die Einnahmen des UNIQA-Konzerns legten bis Juni im Jahresvergleich um 13,5 Prozent auf 3,552 Mrd. Euro zu. In Leben stiegen sie um 32,3 Prozent auf 1,620 Mrd. Euro - primär wegen der sehr starken Einmalerläge vor allem vom Bankenvertrieb in Italien, "dort aber mit einer guten Marge und daher unproblematisch", so der CEO.

Während die laufenden Prämien über alle Bereiche um 0,4 Prozent wuchsen, kletterten die Einmalerläge in Leben um 91,8 Prozent auf 858,7 Mio. Euro; die laufenden Prämien in Leben gingen leicht um 2,0 Prozent auf 761,1 Mio. Euro zurück. In der Krankenversicherung nahm die UNIQA bis Juni mit 505,4 Mio. Euro um 4,1 Prozent mehr ein, in Schaden/Unfall mit 1,427 Mrd. Euro um 0,4 Prozent mehr; Grund der Stagnation war eine "Zurückhaltung im wettbewerbsintensiven Kfz-Geschäft in CEE". An Versicherungsleistungen im Eigenbehalt fielen im Halbjahr 2,555 Mrd. Euro an, wegen des starken LV-Wachstums 19,3 Prozent mehr.

Mit der Entwicklung ist Brandstetter in allen Regionen zufrieden, "auch der Osten macht uns keine Sorgen". Nur in Rumänien sei man "noch nicht ganz positiv", aber "mit der Sanierung gut unterwegs". Der EGT-Beitrag von Rumänien lag im Halbjahr bei -2,4 Mio. Euro (nach -3,7 Mio. im Erstsemester 2014 und -2,1 Mio. heuer im ersten Quartal). Polen andererseits habe über 7 Mio. Euro positiv beigetragen, mehr als im Vorjahr.

Stabiles lage in Russland

Ukraine und Russland würden "ein ähnlich gutes Bild wie in den letzten Jahren" abgeben, so Brandstetter. Die Ukraine sei im Halbjahr in Lokalwährung um 27 Prozent gewachsen, in Euro jedoch um 25 Prozent geschrumpft; dennoch habe es dort über 6,1 Mio. Euro EGT gegeben. Ebenso sei Russland mit 4 Mio. Euro EGT bis Juni im Plus gewesen, wobei freilich aus 1,6 Prozent Einnahmenrückgang in Rubel ein Minus von 28 Prozent in Euro wurde.

Mit einer Steigerung des Vorsteuerergebnisses (Ebit) um 5,2 Prozent auf 190,8 Mio. Euro blieb die UNIQA im ersten Halbjahr im Plan. Brandstetter geht weiterhin davon aus, hier im Gesamtjahr 425 bis 450 Mio. Euro zu schaffen, das wären im Mittel ungefähr 15 Prozent mehr als im Vorjahr. Dies setze freilich ein stabiles Kapitalmarktumfeld, eine moderate Verbesserung des wirtschaftlichen Umfelds und eine Belastung durch Naturkatastrophen im normalen Rahmen voraus. Der Nettogewinn wuchs bis Juni um 27,3 Prozent auf 156,3 Mio. Euro, ebenfalls im Rahmen der Prognosen. Je Aktie waren das 0,51 (0,40) Euro.

Profitiert hat die UNIQA laut Brandstetter - neben einer geringen Schadenbelastung - von einem besseren Kapitalanlageergebnis und den höheren Prämieneinnahmen. Die Prämienzuwächse würden sich im weiteren Jahresverlauf jedoch abflachen auf "ein sehr sehr moderates Wachstum auf Gruppenebene".

Die Konzernkostenquote (nach Rückversicherung) verbesserte sich weiter von 22,3 auf 20,6 Prozent. Mit dem Abflachen der Zuwächse im zweiten Halbjahr werde der Kostensatz aber wieder steigen. Die Combined Ratio - Kosten und Schäden bezogen auf die Einnahmen - verbesserte sich auf 97,1 (98,4) Prozent.

Weniger Immobilien

Die Nettoerträge aus Kapitalanlagen wuchsen um 9,1 Prozent auf 405,3 Mio. Euro, dazu trugen auch ao. Erträge aus geplanten Immo-Verkäufen bei. Das Programm der Jahre 2013 bis 2015 zur Senkung der Immo-Quote Richtung sieben bis acht Prozent sei fast zur Gänze erledigt, daher werde man daraus heuer kaum noch weitere positive Beiträge erhalten. Im Gegenzug werden Bereiche rund ums Kerngeschäft gestärkt: So wird sich die UNIQA-Tochter PremiQaMed zu 75 Prozent an der Wiener Privatklinik Goldenes Kreuz beteiligen. "Das unterstützt unsere Sparte Krankenversicherung", sagt Brandstetter, der trotz der Ärztekammer-Kritik am Deal keine kartellrechtlichen Probleme sieht: "Wir sind damit aktiv auf die Bundeswettbewerbsbehörde zugegangen."

Stärker in die Länge ziehen könnte sich der geplante Verkauf der - durchgerechnet - 11,4-prozentigen Beteiligung der UNIQA an den Casinos Austria (Casag). Brandstetter: "Ich rechne mit substanziellen stillen Reserven, die wir hier heben können - aber erst 2016, wenn nicht sogar noch später." UNIQA hat - im Sinne des geplanten Rückzugs aus kerngeschäftsfernen Sektoren - den Anteil dem Glücksspielkonzern Novomatic zugesagt, der schon drauf und dran ist, mit 39,5 Prozent bei der Casag einzusteigen, was bereits der Kontrolle von 55 Prozent gleichkäme. Doch laufen noch Fristen für Aufgriffsrechte Dritter, auch neue Fristenläufe halten Insider für möglich. Erwartet wird ein vertieftes Prüfverfahren, bei grünem Licht wohl auch Auflagen. Ein erstes Statement der Behörde soll es noch heuer geben. "Bis Mitte Dezember sage ich, was Sache ist", hatte BWB-Chef Theodor Thanner diese Woche erklärt.

Die Kapitalanlagen der Gruppe (samt Fonds- und Indexpolizzen) verringerten sich von Ende 2014 bis zum 30. Juni d.J. auf 29,123 (29,213) Mrd. Euro. Das Eigenkapital sank - aufgrund geringerer Marktwerte vor allem festverzinslicher Wertpapiere - um 4,6 Prozent auf 2,939 Mrd. Euro. Die Eigenkapitalrentabilität der Gruppe stieg im Zuge der Ergebnisverbesserung auf 10,4 Prozent (gegenüber 8,6 Prozent im ersten Halbjahr 2014).

Die Veranlagungen bleiben für die Assekuranz die große Herausforderung - wegen der tiefen Zinsen, aber auch weil die verschärften Solvency-II-Regeln vor der Tür stehen. "Für die Branche insgesamt ist der Niedrigzins 'das' Thema der nächsten Jahre, das die Profitabilität auf einen harten Prüfstand stellt", so Brandstetter.

Die Mitarbeiterzahl der UNIQA-Gruppe im Durchschnitt der ersten sechs Monate ging binnen Jahresfrist auf 14.167 (14.620) zurück. Dabei wurde die Zahl in der Verwaltung auf 8.516 (8.660) gesenkt und jene der angestellten Außendienstmitarbeiter auf 5.651 (5.960).