Es war eine Abstufung mit Ansage. Es kam daher auch nicht überraschend, dass die US-Ratingagentur Fitch zu einer regelrechten Abstufungsorgie in Europas Bankenlandschaft angesetzt hat. Wie berichtet, wurde auch das Rating österreichischer Banken gesenkt. Der Grund für die breit angelegte Maßnahme: In der EU gibt es neue Vorschriften für die Abwicklung von Banken, die sicherstellen sollen, dass im Krisenfall zuerst Aktionäre und Anleihengläubiger zur Kasse gebeten werden und der Steuerzahler künftig möglichst verschont bleibt. Kurz: Banken können in Europa im Ernstfall nicht mehr automatisch davon ausgehen, vom Staat, sprich Steuerzahler, gerettet zu werden.

Auch die Ratingagentur Standard & Poor’s wird bis Ende Mai eine Neubewertung des europäischen Bankensektors vornehmen, die jener von Fitch nicht unähnlich sein dürfte.
Wie wirkt sich der gesenkte Daumen auf die Banken aus, werden die Refinanzierungskosten steigen? „Davon gehe ich nicht aus, der Geldmarkt ist aufgrund der niedrigen Zinsen in einem Ausnahmezustand, zudem betrifft die Abstufung ja fast alle Banken in Europa“, sagt Wifo-Finanzexperte Franz Hahn.

Die Absenkungen durch Fitch seien keine Überraschung, da in den Ratings zuvor das Prinzip „im Notfall springt der Staat ein“ eingepreist war, so Hahn. Mittel- bis längerfristig sieht Hahn für die Finanzbranche sogar Vorteile in dieser Entwicklung. „Es wird für Banken künftig noch viel entscheidender sein, wie gut sie wirklich kapitalisiert sind.“ Mit dem Motto „too big to fail“, also „zu groß, um pleitegehen zu können“, könne man künftig nicht mehr so punkten, schiere Größe reiche als Rettungskriterium nicht mehr aus. „Die Idee dahinter ist, dass dadurch in der Branche auch weniger Risiko genommen wird.“ Der staatliche Rettungsautomatismus hätte auch so manchen Größenwahn begünstigt, sagt Hahn.

"Keine großen Auswirkungen"

In den von der Herabstufung betroffenen Bankhäusern wird das Rating gelassen aufgenommen, große Auswirkungen werden nicht erwartet. „Es könnte Auswirkungen auf die Preisgestaltung von Refinanzierungsinstrumenten haben“, sagt Christof Danz, Sprecher von Raiffeisen International (RBI), „doch ist deren Bedeutung bei uns beschränkt. Wir refinanzieren uns zu fast zwei Drittel aus Kundeneinlagen.“

Für Investoren sei zudem der Umgang mit der Hypo/Heta-Abwicklung wichtiger als die Bewertung von Ratingagenturen, erklären Bankkreise. RBI wurde von A auf BBB herabgestuft, Bank Austria und Erste Group von A auf BBB+. Das Langfristrating des Volksbanken-Verbunds verlor sieben Stufen und liegt mit BB- auf Ramschniveau.


MANFRED NEUPER, HANNES GAISCH