Großbanken in der Euro-Zone müssen sich auf weitere Gesundheitschecks durch die Europäische Zentralbank (EZB) einstellen. "Stresstests werden sicher auch in der Zukunft ein Teil der Aufsichtsarbeit sein", sagte EZB-Bankenaufseher Jukka Vesala am Montag auf einer Konferenz in Frankfurt.

Die EZB hatte die Finanzhäuser erst im vergangenen Jahr einer ausführlichen Prüfung unterzogen, die aus einem Bilanzcheck und einem Stresstest bestand. Ein weiterer Bilanzcheck sei für die meisten Institute nicht nötig, betonte Vesala.

Die EZB hat vor einem halben Jahr die Aufsicht über die wichtigsten Banken in Europa übernommen und ist damit für die Kontrolle von 123 Finanzhäusern direkt zuständig, darunter die Deutsche Bank und die Commerzbank. In diesem Jahr werde die EZB unter anderem einen Blick auf den öffentlich-rechtlichen und genossenschaftlichen Bankensektor in Deutschland werfen, sagte Vesala und bestätigte damit einen Bericht der Nachrichtenagentur Reuters von Mitte März. "In Ländern wie Deutschland sind Verbünde von kleinen Banken von großer Bedeutung", ergänzte er.

Standards für Aufsicht kleinerer Institute

In der Eurozone werden aktuell 3400 Banken als weniger bedeutsam eingestuft - rund die Hälfte davon sitzen in Deutschland. Die direkte Aufsicht über sie liegt weiter bei den nationalen Behörden. Allerdings haben gerade deutsche Sparkassen und Volksbanken die Sorge, dass auch sie früher oder später die höheren Anforderungen der EZB erfüllen müssen. Vesala sagte, die EZB werde die kleineren Geldhäuser nicht zur Anwendung der internationalen Rechnungslegung nach IFRS verpflichten.

Der Deutsche Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret berichtete, aktuell entwickelten die nationalen Bankenaufseher und die EZB gemeinsame Standards für die Überwachung dieser Institute. Grundsätzlich solle es so wenige nationale Abweichungen wie möglich geben, allerdings müssten Besonderheiten der jeweiligen Bankenbranche beachtet werden.

Vesala sagte, die EZB treffe sich "so oft wie möglich" mit dem Top-Management der von ihr beaufsichtigten Geldhäuser. "Banken berichten uns über ihre Pläne, auch über Strategieschwenks und Änderungen am Geschäftsmodell." Für die EZB sei dies entscheidend, um einschätzen zu können, ob Geldhäuser dauerhaft überlebensfähig seien. Finanzkreisen zufolge hat die Deutsche Bank eine komplette Abspaltung ihres Privatkundengeschäft auch wegen Bedenken der Aufsichtsbehörden verworfen.