Millionen Pendler und Reisende in Deutschland müssen sich auch am Donnerstag (23.4.) neue Wege suchen. Zwei Drittel des Fernverkehrs fiel aus, wie die Deutsche Bahn mitteilte. Im Regionalverkehr sollen demnach wie am Vortag 15 bis 60 Prozent der regulären Züge fahren. Der Ersatzfahrplan sei stabil angelaufen.

Er sieht den Einsatz von mehr als 250 der sonst üblichen gut 800 Verbindungen sowie verlängerte Züge im Fernverkehr vor. Im Güterverkehr falle weiterhin mindestens die Hälfte der Züge aus. Dies führe bundesweit zu massiven Verspätungen und Einschränkungen für die Kunden. Der Personenverkehr soll bis um 21.00 Uhr bestreikt werden, der Güterverkehr bis Freitagfrüh um 09.00 Uhr.

Die Deutsche Bahn (DB) erhält mit Ersatzfahrplänen einen Teil ihres Angebots aufrecht: im Fernverkehr etwa 30 Prozent, im Regionalverkehr 15 bis 60 Prozent. Am ersten Streiktag am Mittwoch waren längst nicht alle Züge überfüllt. Die ÖBB wollen Auswirkungen auf Reisende in Österreich so gering wie möglich halten. Alle Infos werden auf die Homepage und die Störungslandkarte www.oebb.at gestellt. Infos der DB werden auch unter www.bahn.de/aktuell veröffentlicht.

Im deutschen Güterverkehr streiken die Lokführer schon seit Dienstag, dort wollen sie erst am Freitagmorgen die Arbeit wieder aufnehmen. Die Beschäftigten haben zum siebten Mal in der laufenden Tarifrunde die Arbeit niedergelegt. Die GDL will ihre Zuständigkeit in dem Bundesunternehmen ausweiten. Sie fordert zudem fünf Prozent mehr Geld und eine Stunde weniger Arbeitszeit pro Woche für die Beschäftigten.

561 Fernzüge sind ausgefallen

Millionen Bahnreisende haben bereits am Mittwoch in Deutschland den erneuten Streik der dortigen Lokführergewerkschaft GDL zu spüren bekommen. Nach Angaben der Deutschen Bahn konnten im Fernverkehr nur 244 statt der üblichen 805 Züge fahren, im Regionalverkehr je nach Region 15 bis 60 Prozent der Züge.

Äußerungen von Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber und dem GDL-Vorsitzenden Claus Weselsky zeigten, wie festgefahren der Tarifkonflikt weiterhin ist. Der Streik im deutschen Personenverkehr soll insgesamt 43 Stunden dauern und am Donnerstagabend zu Ende gehen. Der Güterverkehr wird seit Dienstagnachmittag und noch bis Freitagmorgen bestreikt. Grund ist der seit zehn Monaten andauernde Tarifkonflikt zwischen der Deutschen Bahn und der GDL. In dem Arbeitskampf ist es bereits der siebente Streik der Lokführer.

Völlig verhärtete Fronten

Personalvorstand Ulrich Weber forderte von der GDL die Rückkehr zu Gesprächen. "Wir wollen am Verhandlungstisch vorankommen, das haben wir bewiesen, dass es geht", sagte Weber im ARD-Interview. Bahn und GDL müssten an dem Punkt weitermachen, an dem sie Freitag aufgehört hätten, und sich "bemühen, sachlich, vernünftig, in Ruhe Ergebnisse zu erzielen, die beide Seiten für vereinbar halten". Es seien bereits gute Fortschritte gemacht worden. Es existiere ein Papier mit dem Zwischenergebnis vom Freitag mit der Unterschrift der Bahn. "Was fehlt, ist die Unterschrift der GDL", sagte Weber.

GDL-Chef Weselsky sagte, ein Papier nur mit der Unterschrift Webers sei "nichts wert". Es fehle "ein schriftlich fixiertes Zwischenergebnis, das einen Tarifstand festhält, auf dem wir weiterverhandeln können".

Weselsky warf der Deutschen Bahn erneut vor, auf Zeit zu spielen. Die "Verzögerungsstrategie" der Bahn sei "offensichtlich", so der Gewerkschafter. Der Konzern warte auf das geplante Tarifeinheitsgesetz.

Dies wies Weber zurück. Für die Bahn sei es wegen der damit verbundenen Millionenschäden "geradezu fahrlässig", Streiks zu riskieren. "Wir wollen ein Ergebnis, wir wollen Ruhe im Unternehmen, in den Betrieben", sagte er.

Weitere Streiks möglich

Die mit der GDL rivalisierende Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) deutete am Mittwoch ebenfalls mögliche Streiks an und forderte mit Blick auf die Fortsetzung der Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn am Donnerstag in Frankfurt am Main ein "deutlich verbessertes Angebot". Ziel der EVG sei es, zum 1. Juni einen Tarifvertrag für ihre Mitglieder abzuschließen, erklärte EVG-Verhandlungsführerin Regina Rusch-Ziemba. Falls sich die Deutsche Bahn in der Frage der Entgeltforderung oder bei anderen Punkten verweigere, seien die "Kollegen bereit, für ihre berechtigten Forderungen auch persönlich einzutreten. Und das bedeutet am Ende Streik", betonte sie.

Die Deutsche Bahn verhandelt derzeit parallel mit der EVG und der GDL, da sich beide Gewerkschaften nicht auf Spielregeln für ein gemeinsames Vorgehen einigen konnten. Beide Gewerkschaften wollen Tarifabschlüsse für alle ihre Mitglieder erreichen. Der Konzern will dabei unterschiedliche Ergebnisse für ein und dieselbe Berufsgruppe verhindern.