Chinas Firmen sind auf Shopping-Tour rund um den Globus und haben dafür 22 Billionen Dollar (20,42 Billionen Euro) in der Kasse. Seitdem China die Bestimmungen für Auslandsinvestitionen gelockert hat, gibt es kein Halten mehr. Genehmigungen werden nun innerhalb von drei Tagen erteilt, selbst Staatsfirmen brauchen maximal 20 Tage, bis sie Grünes Licht für eine Auslandsinvestition sehen.

Das Marken-Portfolio mit chinesischer Beteiligung ist inzwischen weltweit breit gestreut: Dazu gehören Pirelli, Club Med, Marionnaud, Rosneft, Deutsche Bank oder IBM, in Österreich Steyr Motors, ATB, Rosenberger (Raststätten), Huber Tricot und Palfinger. Alleine 2014 betrugen Chinas Auslandsinvestitionen 116 Milliarden Dollar, so Xingle Gao, seit heuer Chinas Wirtschaftsrat in Österreich. Inzwischen fließen gleich viel Investitionen aus China hinaus wie nach China herein. Insgesamt habe China bisher in 30.000 Projekte rund 600 Milliarden Dollar investiert.

"Stürmt hinaus in die Welt"

Der Impuls kommt dabei von ganz oben. Erst Anfang April habe Premier Li Keqiang seinen Unternehmern die Devise ausgegeben: "Stürmt hinaus in die Welt". Und Staatspräsident Xi Jinping hat in den letzten sechs Monaten mit großen Wirtschaftsdelegationen ein halbes Dutzend Länder bereist, erläuterte Österreichs Wirtschaftsdelegierter in Hongkong, Christian Schiesser, am Donnerstag in Wien in einem dicht mit österreichischen Unternehmern gefüllten Saal. Mit der EU wird ein gemeinschaftliches Investitionsabkommen verhandelt, das 2016 die derzeit 26 nationalen Regelungen ersetzen soll. "Eine extrem kurze Verhandlungszeit", vermerkt Schiesser.

Projekt "Seidenstraße"

Nicht zufällig nennt WKÖ-Präsident Christoph Leitl China "Impulsgeber für die globale Wirtschaft", der sich nicht mehr nur auf die Entwicklung seines eigenen Binnenmarktes konzentriere. In China wird dabei das Projekt "Seidenstraße" ganz groß geschrieben: In Staaten mit Finanznot, die im weitesten Sinn an der historischen Seidenstraße liegen, will China investieren, vor allem in Infrastruktur. Mit dem Geld kommen chinesische Firmen und Know-how. Innerhalb dieser Strategie ist Osteuropa ein eigener Schwerpunkt. Europa werde angesichts des strategischen Zugangs Chinas "nass-kalt erwischt", meint Schiesser. Es fehle die "geo-ökonomische Strategie".

Österreich nicht auf chinesischem Radar

Österreich droht bei diesem Boom leer auszugehen, warnt Schiesser. Lediglich fünf chinesische Firmen haben im Vorjahr den Weg nach Österreich gefunden. Das Land sei am chinesischen Radar nicht wahrnehmbar, was nicht nur an der Kleinheit liegt. Während chinesische Investitionen in Österreich 0,14 Milliarden Euro betragen, sind es in der Schweiz 8,2 Milliarden Euro, in Griechenland 5,5 Milliarden. Nur rund 20 Projekte wurden bisher in Österreich verwirklicht, bedauert Gao. In den letzten Jahren habe sich die Aufmerksamkeit Chinas eher auf größere Länder gerichtet, nun werden aber Länder wie Österreich interessanter, daher "gibt es ein riesiges Potenzial für die Zukunft". Solange aber Geschäftsvisa bis zu drei Monate dauern, sei die Zusammenarbeit schwierig, vermerkte Gao. In Frankreich gehe das in drei Tagen, vergleich Schiesser.

600 österreichische Firmen in China

Im Gegenzug haben zwar österreichische Firmen bisher rund 3,5 Milliarden Euro in China investiert und 600 Firmen sind mit knapp 1.000 Niederlassungen in China aktiv, wie Walter Koren, Leiter der Außenwirtschaftsorganisation der WKÖ vorrechnet. Aber die Anzahl der Projekte geht seit 2003 zurück, relativiert Schiesser. Die investierte Summe schwankt zwar von Jahr zu Jahr stark, liegt aber doch seit 2003 meist über 100 Millionen Dollar.