Der radikale Kurswechsel der neuen Regierung in Athen hat am Mittwoch Panikverkäufe an den griechischen Börsen ausgelöst. Der frisch gekürte Ministerpräsident Alexis Tsipras zerstörte die Hoffnungen der Börsianer auf einen Einstieg privater Investoren bei Staatskonzernen und schürte die Angst, dass die internationalen Partner den Geldhahn zudrehen könnten.

Der griechische Aktienindex stürzte daraufhin um mehr als 8 Prozent bis auf ein Zweieinhalb-Jahres-Tief von 716 Punkten ab. Das war der größte Kursrutsch seit dem endgültigen Scheitern der griechischen Präsidentenwahl Ende Dezember. Besonders dramatisch fiel der Wertverlust bei Finanztiteln aus: Der griechische Bankenindex brach um fast 25 Prozent ein und damit so stark wie noch nie. Die Marktkapitalisierung der dort gelisteten größten Banken des Landes schrumpfte auf zusammengerechnet rund 11 Mrd. Euro zusammen.

"Raus um jeden Preis"

Investoren stellten sich auf das Schlimmste für den Sektor ein, erläuterte OTAS-Analyst Simon Maughan. Das wäre, wenn die Europäische Zentralbank die von den Banken gehaltenen Wertpapiere nicht mehr als Sicherheiten für Kredite akzeptieren würde. Damit würde ihnen der Geldhahn zugedreht. "Und eine Bank ohne Geld ist keine Bank." Im Markt herrschten panikartige Zustände. "Viele Investoren wollen raus, um jeden Preis."

Die Aktien von PPC brachen um rund 17 Prozent ein, nachdem die geplante Privatisierung des griechischen Energiekonzerns gestoppt wurde. Auch der geplante Verkauf des Hafens von Piräus wurde auf Eis gelegt - die Papiere verloren mehr als 10 Prozent. Sie waren mit 9,67 Euro so billig wie zuletzt im August 2012.

Hafenverkauf ist abgeblasen

Der Hafen von Piräus ist der größte des Landes und einer der bedeutendsten im Mittelmeerraum. Vorgesehen war der Verkauf einer Beteiligung von 67 Prozent, dies wurde von der Regierung gestoppt. Nach griechischen Rundfunkangaben sollen auch die griechischen Staatseisenbahnen nicht verkauft werden.

Der neue Kurs Athens könnte auch die Pläne des deutschen Flughafenbetreibers Fraport (Frankfurt) durchkreuzen, der 14 griechische Regionalflughäfen übernehmen will. Der Deal soll eigentlich bis Herbst abgeschlossen sein. Der Frankfurter Flughafenbetreiber will für 1,2 Milliarden Euro 14 Flughäfen in Griechenland übernehmen. Doch der neue griechische Ministerpräsident Tsipras steht Privatisierungen kritisch gegenüber. Er sagte heute den mühsam eingefädelten Verkauf des Hafens von Piräus und von PPC ab. Ob weitere Projekte annulliert werden, war zunächst nicht zu erfahren.

Griechenland hatte auf dem Höhepunkt der Wirtschafts- und Finanzkrise mit der Europäischen Union und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) Privatisierungen vereinbart, um weitere Unterstützung zu erhalten. Die Privatisierung von Staatseigentum gehörte demnach zu den Auflagen der internationalen Geldgeber im Gegenzug für die Finanzhilfen an das hoch verschuldete Land.