EZB-Chefvolkswirt Peter Praet befürchtet, dass die Inflation im Euroraum 2015 wegen des Ölpreisverfalls "für einen längeren Zeitraum" unter null Prozent sinke, sagte er der "Börsen-Zeitung" (Mittwoch). Die Europäische Zentralbank (EZB) könne in dem Fall nicht tatenlos zusehen, gibt Praet deutliche Signale für breit angelegte Staatsanleihekäufe.

Trifft Praets Befürchtung ein, könnte das in den letzten Monaten immer wieder aufgetauchte Gespenst einer Deflation im Euro-Raum Realität werden.

Zuletzt (November) lag die Inflationsrate im Euroraum bei 0,3 Prozent und in Österreich bei 1,7 Prozent. Die Eurozonen-Notenbank strebt mittelfristig aber eine Teuerung von 2,0 Prozent an.

Mit Blick auf eine Ausweitung der EZB-Wertpapierkäufe sagte Praet, Staatsanleihen seien "die einzige Art Anleihe, bei der es ein signifikantes Marktvolumen gibt". Viele Ökonomen erwarten bereits auf der kommenden Sitzung am 22. Jänner eine Entscheidung über breit angelegte Staatsanleihekäufe.

Eine Deflation - also negative Inflation - entsteht, wenn mehr Angebot als Nachfrage herrscht, eine Absatzkrise.

Sinken die Preise auf breiter Front, könnte das Verbraucher und Unternehmen dazu verleiten, Anschaffungen und Investitionen aufzuschieben - denn es könnte ja bald noch billiger werden. Das könnte die ohnehin lahmende Konjunktur abwürgen.

EZB-Chefvolkswirt Peter Praet
EZB-Chefvolkswirt Peter Praet © APA/GEORG HOCHMUTH