"Kleine Lichtblicke", "zarte Pflänzchen" oder "positive Signale" - wenn es um die Konjunkturentwicklung geht, werden diese Zuschreibungen aktuell besonders häufig gebraucht. Zumindest von den Optimisten. Die Bank Austria hat nun den letzten "Einkaufsmanagerindex" für die österreichische Industrie in diesem Jahr vorgelegt. Und kommt zu einem vorsichtig optimistischen Ergebnis.

„Der Bank Austria Einkaufsmanagerindex ist im Dezember auf 49,2 Punkte gestiegen. Das ist ein Plus um 1,8 Punkte gegenüber dem Vormonat und der höchste Wert seit vier Monaten. Damit scheint die heimische Industrie zum Jahreswechsel den Abwärtstrend der letzten Monate beendet zu haben“, analysiert Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.

Stefan Bruckbauer
Stefan Bruckbauer © Markus Traussnig

Die aktuelle Umfrage unter Einkaufsmanagern der österreichischen Industrie zeigt in allen Teilbereichen eine leichte Entspannung der Konjunkturlage im Vergleich zu den Vormonaten an. „Im Dezember ist die Produktionsleistung geringfügig ausgeweitet worden. Der Nachfragerückgang hat sich spürbar eingebremst und die Auftragsbestände sinken langsamer als im Herbst. Das Tempo beim Stellenabbau hat sich jedoch kaum verringert“, fasst Bruckbauer die wichtigsten Ergebnisse der Umfrage vom Dezember zusammen.

Die befragten österreichischen Industriebetriebe haben im Dezember erstmals nach drei Monaten mit starken Rückgängen wieder die Produktionsleistung gegenüber dem Vormonat erhöht. Allerdings war der Anstieg nur sehr gering, denn trotz einer klaren Verbesserung ist die Auftragslage weiterhin rückläufig“, meint Bruckbauer.

Ganz leichtes Auftragsplus

Seit rund einem halben Jahr nimmt die Anzahl der Neuaufträge ab. Das Tempo des Rückgangs war im Dezember sowohl im Neugeschäft mit dem Inland als auch mit ausländischen Abnehmern nur noch gering. Dank stärkerer Nachfrage aus einigen europäischen Märkten konnten die Investitionsgüterhersteller sogar ein leichtes Auftragsplus verbuchen. Die weiterhin noch verhaltene Auftragsentwicklung sorgte insgesamt für einen Kapazitätsüberhang in der heimischen Industrie, so dass die Auftragspolster auch im Dezember deutlich abnahmen.

Aufgrund der anhaltenden Nachfrageschwäche setzte sich der Stellenabbau in der österreichischen Industrie mit beinahe unverändertem Tempo im Dezember fort. „Die Lage am Arbeitsmarkt in der heimischen verarbeitenden Industrie ist aber weiterhin vergleichsweise günstig“, betont Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl und ergänzt: „Trotz des Beschäftigungsrückgangs und des Anstiegs an Arbeitsuchenden auf über 29.000 im Jahr 2014 liegt die Arbeitslosenquote mit 4,8 Prozent deutlich unter dem Wert für die Gesamtwirtschaft, die auf 8,4 Prozent im Jahresdurchschnitt geklettert ist.“

Verfall der Ölpreise als Chance

Der Einbruch der Preise für Rohöl gab im Dezember den Hauptausschlag für den stärksten Rückgang der Einkaufspreise seit acht Monaten. Doch neben den Preisen für Brennstoffe und Energie verbilligten sich auch viele Kunststoffe und Metalle. Aufgrund des starken Wettbewerbs mussten jedoch auch die Verkaufspreise herabgesetzt werden. „Der starke Preisverfall von Rohöl um fast 20 Prozent gegenüber dem Vormonat sowie weitere Preisrückgänge bei Vormaterialien wurden nicht gänzlich an die Kunden weitergegeben, so dass sich im Durchschnitt eine geringe Verbesserung der Ertragssituation der heimischen Industriebetriebe im Dezember ergab“, fasst Pudschedl zusammen.

Impulse aus der Fahrzeugindustrie
Impulse aus der Fahrzeugindustrie © Jürgen Fuchs

„Aufgrund des moderaten Wachstumskurses bis zum Sommer, gehen wir trotz der Flaute ab Herbst von einem Produktionsplus in der verarbeitenden Industrie Österreichs im Jahresdurchschnitt 2014 von etwa  einem Prozent real aus. Die Fahrzeugindustrie hat mit geschätzten vier Prozent ein überdurchschnittlich gutes Ergebnis eingefahren und auch die Unternehmen der Elektro- und Chemieindustrie erzielten mit bis zu drei Prozent ein relativ starkes Wachstum“, so Bruckbauer.

Etwas Zuversicht für 2015

„Wir gehen davon aus, dass sich zu Beginn 2015 die Nachfrage nach ´Made in Austria´ verstärken und die Auftragslage der österreichischen Investitionsgüterbranchen verbessern wird. Unter der Voraussetzung anhaltend günstiger Rahmenbedingungen, wie der niedrigen Zinsen und Rohstoffpreise, sowie keiner Eskalation der Ukraine-Krise wird die österreichische Industrie 2015 langsam auf den langfristigen Wachstumspfad von rund drei Prozent zurückkehren“, gibt sich Bruckbauer leicht zuversichtlich.