Wie die römische Zeitung "La Repubblica" am Dienstag berichtete, mussten Mitarbeiter der Mozzarella-Firma Galbani über Jahre Regeln brechen und abgelaufenen Mozzarella als neuen verkaufen. Nun haben die Mitarbeiter nach Informationen der Zeitung Galbani verklagt. Der Konzern spricht von einem Einzelfall aus dem Jahr 2005.

Gefälschtes Haltbarkeitsdatum. Der neue Käseskandal spielt den Recherchen von "La Repubblica" zufolge im umbrischen Perugia. Dort, so heißt es, hätten Lagermitarbeiter den Konzern Galbani bei der Polizei angezeigt, da sie "über Jahre von Vorgesetzten gezwungen wurden, Waren mit gefälschtem Haltbarkeitsdatum zu verkaufen". Umfangreiches Beweismaterial, Fotografieren und Tonaufnahmen, so heißt es, könnten die Machenschaften belegen. "Mozzarella, Ricotta, Provolone, Pecorino - alles wurde geliftet", schreibt "La Repubblica". Tonnenweise sei dieser Käse seit dem Jahr 2000 in den Handel geraten.

Schwerer Schlag. Für Galbani ist die Anzeige ein schwerer Schlag: Bereits im Sommer hatten italienische Medien berichtet, Galbani hätte wissentlich vergammelten Käse an eine auch in Bayern arbeitende Firma verkauft, die diesen aufpolierten Ekelkäse anschließend weiterverkauft hätte.

Skandal. Laut "La Repubblica" begannen die Mitarbeiter von Perugia im Jahr 2005 ein schlechtes Gewissen zu bekommen. Damals hätten einige Beschäftigte von den "beschämenden Machenschaften" genug gehabt. Nachdem sie auf Weisung ihrer Vorgesetzten beispielsweise das Ablaufdatum der "Mortadella Golossisima" oder der "Mozzarelline Santa Lucia" um eine Woche vordatieren mussten, wandten sie sich an eine höhere Stelle im Konzern. Und tatsächlich: Galbani kaufte zweifelhafte eigene Ware aus dem Supermarkt zurück, das Ärgernis schien erledigt. Doch "La Repubblica" schreibt: "Das System blieb erhalten - und es wurden bei internen Kontrollen hygienische Missstände aufgedeckt."

Ermittlungen. Ob das stimmt, werden nun die Ermittlungen zeigen. Denn die italienische Staatssekretärin für das Gesundheitswesen, Francesca Martini, kündigte an, die Gesundheitspolizei werde noch schärfer über die Lebensmittelsicherheit wachen - so sollen auch die Lager von Galbani in Perugia durchsucht werden. Es sei "nicht hinnehmbar", dass solche Skandale der gesamten Lebensmittelwirtschaft schadeten.

Verkauf ausgesetzt. Der Handelskonzern Coop hat laut "la Repubblica" den Verkauf von Galbani-Produkten ausgesetzt. Doch Galbani verteidigt sich: "Es handelt sich um eine Geschichte des Jahres 2005", heißt es in einer Pressemitteilung, "gegen den betreffenden Mitarbeiter des Lagers in Perugia wurden schon damals disziplinarische Maßnahmen eingeleitet."