Noch hat die Fußball-Europameisterschaft nicht begonnen, doch eine Woche zuvor steht schon ein Gewinner dieser EM fest: übergroße Fernsehgeräte. „Noch vor einem Jahr hätte ich es nicht für möglich gehalten, so viele Jumbo-TVs zu verkaufen“, schildert Hannes Majdic, der aufgrund der EM-Euphorie von einem regelrechten Turbo spricht. Und wer die Live-Spiele verfolgt, will anscheinend mit dem Neugerät klotzen und nicht kleckern: Am stärksten nachgefragt werden gerade Geräte ab einer Bildschirmdiagonale von zwei Metern.

Der Kärntner Elektronikhändler räumt jedoch ein, dass nicht alle auf diesen Trend aufhüpfen können: „Wer die Geräte nicht jetzt schon lagernd hat, macht das Geschäft nicht. Aber wenn alles stimmt, kann man die Umsätze in diesem Segment verdoppeln.“ Schon seit fast vier Wochen merke man zudem, dass auch Lokal- und Restaurantbesitzer nach oder für den Gastgarten aufrüsten. Was noch für mehr Neuanschaffungen sorge: die Olympischen Sommerspielen in Paris und die deutlich niedrigeren Einstiegspreise trotz der Übergröße.

Hannes Majdic
Hannes Majdic © Markus Traussnig

EM-Zeit: Ringen um Rabatte

Österreichweit erwartet sich der Handel Zusatzumsätze von 80 Millionen Euro durch die Euro 2024, wie eine Konsumentenbefragung des Handelsverbands ergab. Der größte Profiteur ist mit Abstand der Lebensmittelhandel, wo vor allem Knabbereien und alkoholische Getränke, gefolgt von Softdrinks verstärkt im Einkaufswagen landen. Für ein Fünftel der Kunden gehört eine Grillerei zum Match dazu und gibt dafür im Schnitt 35 Euro aus. „Die EM ist wie jede Großveranstaltung zwar ein Umsatzbringer, aber es wird hauptsächlich zu Angebotsartikeln gegriffen. Zudem ist die Konkurrenz groß, weil alle mit noch mehr Aktionen auf den Zug aufspringen“, schildert Robert Ebner, Sprecher des Lebensmittelhandels.

Robert Ebner führt eine Greißlerei in Lendorf. Er sieht durch EM keine hohen Zusatzerträge auf Kärntens Nahversorger zukommen
Robert Ebner führt eine Greißlerei in Lendorf. Er sieht durch EM keine hohen Zusatzerträge auf Kärntens Nahversorger zukommen © Nockregion

Auch der Geschäftsführer der Handelssparte Nikolaus Gstättner spricht von gedämpften Erwartungen: „Die Stimmung im Kärntner Handel ist eher verhalten, zumal in viele Handelsbranchen die Fußball-EM nicht wirklich eine Rolle spielt. In Teilen des Einzelhandels werden aber Umsätze wie zum Mutter-, Vater- oder Valentinstag aber übertroffen.“ Insgesamt bestehe aber Aufholbedarf, so Gstättner, weil die umsatzbringenden Urlaubswochenenden heuer bislang weniger stark waren.

Ein absoluter Frequenzbringer ist die Euro für die Trafikantinnen und Trafikanten. „Schon die Qualifikation hat geholfen. Je besser die Nationalmannschaft performt, desto mehr ist lost.“ Das liege aber nicht an mehr Tabakkonsum, sondern der stärkeren Nachfrage bei Sportwetten. Für Mehreinnahmen sorgen zudem die Sammelalben und Sticker oder Fanartikel.