International als „Swiss Army Knife“ bekannt, könnte das originale Schweizermesser künftig auch ohne Klinge auf den Markt kommen. Das Schweizer Kultprodukt ließ Karl Elsener – mit Messer – 1897 patentieren. Hersteller Victorinox arbeitet an der Entwicklung einer Version ohne Klingen. Quasi die Schneid abkaufen lässt sich der helvetische Konzern von Gesetzesänderungen. Die zunehmenden Regulierungen von Messern aufgrund der Gewalt in der Welt hätten das Schweizer Traditionsunternehmen dazu bewogen, wie Firmenchef Carl Elsener gegenüber dem Boulevardblatt „Blick“ in einem Interview erklärt. Die Klinge führe in einigen Märkten zu einem „Waffenimage“. Elsener schwebt beispielsweise ein Multifunktionswerkzeug für Radfahrerinnen und -fahrer vor.

In England und einigen asiatischen Ländern dürfe nur noch ein Messer auf sich tragen, wer es für den Beruf oder Aktivitäten in der Natur brauche. In den Städten sei das Tragen von Taschenmessern stark eingeschränkt. Das Unternehmen ist nicht zum ersten Mal damit konfrontiert, dass die Klinge des Taschenmessers als mögliche Waffe verstanden wird.

Österreich: Gesetzesentwurf mit „Schweizermesser-Ausnahme“

In Österreich kündigte Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) vor rund einem Monat die Ausarbeitung eines Gesetzesvorschlages für ein generelles Waffenverbot und insbesondere von Messern im öffentlichen Raum an. Nun liegt ein entsprechender Entwurf für ein „Messertrage-Verbotsgesetz“ vor. Laut diesem würde für das klassische Schweizermesser eine Ausnahme gelten: Taschenmesser, deren Klingen nur mit beiden Händen geöffnet werden können, sollen nicht unter das Verbot fallen.

Hohe Exportquote, teurere Messer

Für Victorinox sind natürlich andere Umstände entscheidend: Das Unternehmen mit Hauptsitz in der Gemeinde Ibach (Kanton Schwyz) exportiert 80 Prozent der in der Schweiz hergestellten Taschenmesser, Küchen- und Berufsmesser sowie Uhren, wie der Firmenchef festhielt. 20 Prozent würden in der Schweiz verkauft. Um den starken Schweizer Franken zu kompensieren, müsse das Unternehmen künftig weiter automatisieren und rationalisieren. Ein Grundstein dafür wurde mit dem von der steirischen Knapp AG ausgerüsteten Zentrallager gelegt.

Victorinox erhöhte laut Elsener die Preise für Taschenmesser um neun Prozent. Die im Vergleich zum anderen Standbein, den Berufsmessern, geringere Konkurrenz habe die Preiserhöhung ermöglicht. Die Berufsmesser des Schweizer Herstellers seien 25 Prozent teurer als die der Konkurrenz. In diesem Bereich müsse das Unternehmen mit Herstellern aus Deutschland oder den USA konkurrieren.

Neue Zielgruppe

Nach den Terroranschlägen in den USA vom 11. September 2001 sei der Umsatz bei diesen in der Eidgenossenschaft auch als „Sackmesser“ bekannten Produkten über Nacht um über 30 Prozent eingebrochen, erinnerte sich Elsener. „9/11 hat uns schmerzlich aufgezeigt, dass wir uns nicht von einem einzigen Geschäftsbereich abhängig machen dürfen“, sagte er. Allerdings zeigte man sich auch bisher schon innovativ. So gibt es bereits „Schweizermesser“ von Victorinox, aus denen sich ein USB-Stick herausklappen lässt. Nun soll eben ein Produkt für „Velofahrerinnen und -fahrer“, also Radler, entwickelt werden.