Am US-Arbeitsmarkt sind im März weitaus mehr Stellen hinzugekommen als erwartet. Es entstanden 303.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft, wie aus dem am Freitag veröffentlichten Arbeitsmarktbericht der Regierung hervorgeht. Befragte Volkswirte hatten lediglich mit 200.000 gerechnet, nach revidiert 270.000 (bisher: 275.000) im Februar. Die separat ermittelte Arbeitslosenquote lag im März bei 3,8 Prozent. Experten hatten 3,9 Prozent erwartet.

Zinshoffnungen durch Arbeitsmarktdaten gedämpft 

Die US-Notenbank Federal Reserve will mit ihrer Hochzinspolitik die Inflation zurückdrängen und zugleich den heiß gelaufenen Arbeitsmarkt abkühlen, ohne eine Rezession auszulösen. Auf dem Weg zu einer Zinssenkung kommt der Entwicklung am Jobmarkt neben den Inflationszahlen entscheidende Bedeutung zu. Fed-Chef Jerome Powell hatte jüngst bekräftigt, dass es Aussicht auf eine Zinswende im laufenden Jahr gibt. Den Zeitpunkt ließ er jedoch offen. Umgekehrt sorgte der Präsident der regionalen Notenbank von Minneapolis, Neel Kashkari, für Aufsehen. Er beonte: Falls der Fortschritt bei der Inflationssenkung ins Stocken gerate, könnte im laufenden Jahr womöglich doch keine Zinssenkung nötig sein, hatte er gesagt. Die Preisentwicklung im Jänner und Februar sei „etwas beunruhigend“ gewesen.

„Die US-Wirtschaft trägt sich damit selbst“

Am Freitag untermauerten die Arbeitsmarktdaten im Grunde die Befürchtungen der Anlegerinnen und Anleger, dass die US-Notenbank sich länger als erhofft mit Zinssenkungen Zeit lassen könnte. Mittlerweile wird ein Zinsschritt nicht mehr im Juli, sondern erst im September erwartet. Die Serie guter Arbeitsmarktdaten wolle einfach nicht abreißen, erklärte der Chefvolkswirt der Liechtensteiner VP Bank Thomas Gitzel. „Arbeit heißt Einkommen, Einkommen heißt Konsum und Konsum heißt steigendes Bruttosozialprodukt. Mehr Wachstum heißt am Ende wieder mehr Beschäftigung. Die US-Wirtschaft trägt sich damit selbst.“

Dass Zinssenkungen dennoch das Hauptszenario an den Finanzmärkten blieben, habe allerdings Gründe, so Gitzel. Wichtige Konjunkturbarometer wie etwa der ISM-Einkaufsmanagerindex zeigten, dass die Einstellungsbereitschaft der US-Konzerne abebbe. Auch kleinere und mittlere Unternehmen hätten ihre Beschäftigungserwartungen zuletzt etwas zurückgeschraubt. All das spreche „für schlechtere Arbeitsmarktzahlen in den kommenden Monaten und folglich auch für Zinssenkungen der Fed.“ Sollten sich diese Indikatoren jedoch als Nebelkerze erweisen, dann werde die Fed umdenken müssen.