„Wir bekommen die erfassten Proben aus dem System. Die sind mit 300.000 Datenpunkten versehen.“ Für Patrick Ratheiser, Chef des steirischen Start-ups Leftshift One, sind derlei Datensätze Gold. Sind sie vorhanden, greift die Technologie der Grazer erst so richtig. Dann nämlich kommen ihre mit massig Künstlicher Intelligenz (KI) ausgestatteten Analysetools voll zum Tragen.

Der Anwendungsfall im aktuellen Fall ist analoger Herkunft. Es geht um einen essenziellen Körperteil, zuständig für Verdauung, Stoffwechsel oder Immunabwehr. Präziser formuliert geht es eigentlich um die 100 Millionen Bakterien und Mikroorganismen, die sich in unserem Darm tummeln und ihrer Gesamtheit Darmflora oder Mikrobiom genannt werden.

Aufspüren von Zusammenhängen

Um die komplexen Wechselwirkungen zwischen den Darmbakterien und unserer Gesundheit besser zu verstehen, setzen Forscher auf umfangreiche Analysen eben dieses Mikrobioms. Hierbei kommt KI ins Spiel. Vor allem dank ihrer Fähigkeit, Schlüsse aus riesigen Datenmengen zu ziehen. Auch deswegen ist die aktuelle Unternehmens-Kooperation besonders bemerkenswert: Ortho-Analytic, ein Schweizer Labor mit Fokus auf innovative Mikrobiomanalytik, macht gemeinsame Sache mit Leftshift One und Cancom Austria, der früheren Kapsch Businesscomm.  

Kooperation: Franz Semmernegg (Cancom Austria) und Patrick Ratheiser (Leftshift One)
Kooperation: Franz Semmernegg (Cancom Austria) und Patrick Ratheiser (Leftshift One) © Gerlinde Gorla

„Mit der von uns implementierten KI ist es möglich, Zusammenhänge zu identifizieren, die in einer menschlichen Prüfung unmöglich wären“, erklärt Ratheiser. Die Analysen wiederum würden zu Schlüssen führen, die nicht nur „besser abgestimmte Behandlungsvarianten“ und den „Einsatz von effektiveren Medikamenten“ ermöglichen, sondern auch „optimierte Ernährungspläne als Behandlungsmethodik erlauben“, wie es bei Leftshift One heißt. Cancom steuert die Software-Lösung für die Erfassung, Verarbeitung und Darstellung der Daten bei. 

Chatbot nimmt Daten auf

Angewendet wird gemeinsame Technologie von Leftshift One und Cancom auch in einem weiteren Schritt, nämlich in der Erfassung von Patienten-Daten. Im Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin geben Patienten für gewöhnlich Auskunft über Ernährungsgewohnheiten oder Vorerkrankungen. Niederschlag findet die Erfassung meist in analogen Anamnesebogen.

Das IT-Duo entwickelte hierfür eine digitale Applikation: Eine chatbasierte Oberfläche, die per Spracheingabe Daten erfasst. Der Assistent nimmt Daten „in spielerischer Form auf“, schildert Ratheiser. Dafür greift Leftshift One auf das hauseigene MyGPT zurück. Ein „maßgeschneidertes ChatGPT für Unternehmen“, wie das Start-up die Lösung gerne vermarktet.