Wenn sich Österreich mit einem der größten Stände auf der Internationalen Tourismusbörse ITB in Berlin präsentiert, dann ist klotzen statt kleckern angesagt. Doppelt so viel Fläche wie früher wird mit fast doppelt so vielen regionalen Partnern bespielt, konkret 67. Es ist klar: Österreich will eindeutig noch mehr vom weltweiten Tourismuskuchen; das aber möglichst unter dem Vorzeichen der Nachhaltigkeit. Platz drei belegt Österreich im Sustainable Travel Index. Strategisch scheint in Österreich alles angerichtet, um noch mehr zu erreichen, etwa umfangreiche Zertifizierungskampagnen und als wohl wirkungsvollste Neuerung, dass die gesamte Tourismusförderung auf Nachhaltigkeit ausgerichtet ist, wie Tourismus-Staatssekretärin Susanne-Kraus-Winkler Dienstag bei der Eröffnungspressekonferenz am extrem frequentierten Österreich-Stand betont.

Österreich will auch wieder eindeutig mehr von der Rekordsumme von fast 87 Milliarden Euro, den 2023 die Deutschen für Reisen ausgegeben haben, für sich verbuchen. Die Position der absoluten Lieblingsdestination hat sich Österreich im wichtigsten Urlauber-Herkunftsland naturgemäß nie erkämpfen können. Die Gewinner nach der Pandemie sind die Mittelmeerländer, zeigt die gerade veröffentlichte Deutsche Reiseanalyse. Demnach verzichten immer mehr Touristen auf die längere Autoanreise zugunsten von Flugreisen. Die Zahlen der Statistik Austria untermauern freilich, wie bedeutend deutsche Gäste für Österreichs Tourismuswirtschaft nach wie vor sind – und sie zeigen auch ein klares Wachstum: Deutsche Gäste nächtigten demnach im Jahr 2023 um 7,5 Prozent häufiger in Österreich – insgesamt 57,43 Millionen mal – als noch im Jahr davor.

Sommerkampagne startet in elf Ländern

Die neue Positionierung der Alpenrepublik als nachhaltiges Reiseziel steht trotzdem nicht infrage. „Nachhaltigkeit ist das entscheidende Element für zukunftsfitten Tourismus in Österreich“, sagt Kraus-Winkler. Auch wenn am Mittwoch die neue Sommerkampagne der Österreich-Werbung in elf Ländern startet, ist für sie „der Wintersport ein ganz wichtiges Thema und wird es auch immer bleiben“. Der kommt in niedrigeren Höhen in Bedrängnis. An Konzepten, den Tourismus hier nicht wegrutschen zu lassen, wird intensiv gearbeitet. „Wir müssen und werden den Tatsachen ins Auge sehen“, sagt die Chefin der Österreich-Werbung, Astrid Steharnig-Staudinger, zur Kleinen Zeitung. Sie ist dabei auch optimistisch. „50 Prozent der Deutschen wollen klimafreundlich reisen“, verweist sie auf eine Studie (Conjoint Studie 2023).

Kultur und Kulinarik werden noch mehr in den Fokus gerückt. Dass die Tester der Gourmet-Bibel Guide Michelin wieder in Österreich testen, darf sich die Kärntnerin auf die Fahnen heften, die seit Mai des Vorjahres auf der ÖW-Seite die strategischen Ziele umsetzt. Die Michelin-Rückkehr ist für Steharnig-Staudinger eine Frage, die mit dem Ziel korrespondiert, nicht einfach mehr Nächtigungen zu schaffen, sondern mehr Wertschöpfung zu generieren. Wenn österreichische Köche jetzt mit voraussichtlich 40 bis 50 Michelin-Sternen ausgezeichnet werden könnten, wie Steharnig-Staudinger erwartet, dann habe das breite Wirkung und zeige, was bundesweite Kooperation bewirke. Dass zum Guide Michelin der „Bib Gourmand“ zähle, davon würden zudem Hunderte Wirtshäuser profitieren.

Auftakt-Pressekonferenz am Österreich-Stand auf der ITB 2024; v.l.n.r.: Leo Bauernberger, Susanne Kraus-Winkler, Astrid Steharnig-Staudinger, Stefan Schnöll
Auftakt-Pressekonferenz am Österreich-Stand auf der ITB 2024; v.l.n.r.: Leo Bauernberger, Susanne Kraus-Winkler, Astrid Steharnig-Staudinger, Stefan Schnöll © APA / Sascha Radke

Im Juni plant die Österreich Werbung rund um das Thema Nachhaltigkeit erstmals einen eigenen Kongress. Beispiele aus der Praxis stehen im Vordergrund, Kooperationen sollen viele Verbesserungen ohne Dirigismus von oben ermöglichen. Einen Katalog mit 50 Vorzeigebeispielen hat die ÖW gerade frisch aufgelegt. Spannend etwa das Wasserkraftwerk auf der Riesneralm, das den Donnersbach direkt an die Beschneiungsanlage anschließt und so viel Strom erzeugt, das damit 700 Haushalte versorgt werden können. Das funktioniert auch, wenn es keine Minusgrade hat.