Trotz zeitlicher Nähe zum Weltfrauentag: Der Female Wirtschaftstalk der Kleinen Zeitung, dessen zweite Auflage dieser Tage über die Bühne ging, versteht sich unabhängig davon als eine Möglichkeit für Frauen, sich besser zu vernetzen und auszutauschen und Themen zu diskutieren, die Frauen in Führungspositionen wichtig sind. „Außerdem wollen wir dabei einzelne berufliche Lebensgeschichten von Frauen beleuchten, weil wir festgestellt haben, dass man so wunderbar von Best Cases lernen kann“, erklärte Xenia Daum als Kleine Zeitung-Geschäftsführerin und Initiatorin der Female-Wirtschaftstalks zu Beginn der gut besuchten Veranstaltung.

Als Mutmacherin oder „Das-Glas-ist-halb-voll-Unternehmerin“, wie sie von Barbara Haas von der Kleinen Zeitung vorgestellt wurde, erzählte Theresa Imre, eine Weststeirerin, die sich mit dem Projekt „Markta“, einem digitalen Bauernladen, in Wien selbstständig gemacht hat, ihre Geschichte. Nach dem BWL-Studium war sie zunächst in der Unternehmensberatung tätig, ehe der „Wille, etwas zu verändern“, selbst zu gestalten, und als Ergebnis der eigenen Arbeit gewissermaßen ein eigenes Produkt zu sehen, sie zur erfolgreichen Unternehmerin machten.

Was schwierig war? Imre erinnert sich beispielsweise an einen Investor, der das „Problem“, dass sie als Unternehmerin schwanger werden könnte, über einen (zweifellos sittenwidrigen) Gesellschaftsvertrag regeln wollte – und immer wieder habe man ihr unterstellt, aggressiv zu sein, wenn sie tat, was bei Männern nie infrage gestellt wird: Tacheles reden, Grenzen ziehen und Forderungen stellen.

Gabi Lechner, Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Steiermark und Landesvorsitzende von „Frau in der Wirtschaft“, hakte hier ein: „Von einer wohlmeinenden Person wurde mir unlängst nahegelegt, ich sollte Frauenthemen nicht so sehr forcieren, weil man mich sonst so als Emanze sehe. Männer haben immer noch ein Problem, wenn wir auf unsere Rechte pochen.“ Positiv ist für sie: „Ich liebe es, Unternehmerin zu sein. Ich liebe es, Frauen zu pushen und zu unterstützen. Es ist wichtig, dass wir uns gegenseitig unterstützen und fördern und ehrlich und gerade die Meinung sagen. Und es ist ganz wichtig, dass wir Unternehmerinnen auch Geschäfte miteinander machen. Das kann man auch ansprechen.“

Leidenschaft und Mut

Sabine Jungwirth, Bundessprecherin der Grünen Wirtschaft und Unternehmensberaterin, betonte, wie wichtig es für Frauen sei, auf ihrem Berufsweg Leidenschaft zu bewahren, zu kämpfen und in die erste Reihe zu drängen. „Da gilt es schon noch Meter zu machen. Dazu möchte ich auch ermutigen.“ Beim Thema Unternehmensfinanzierung ortete Jungwirth ein strukturelles Problem, für das politische Lösungsansätze nötig seien: „Frauen haben im Durchschnitt weniger Vermögen als Männer. Das macht es für sie auch schwieriger als für Männer, in der Gründungsphase zu finanzieren.“

Eine andere Sicht der Dinge brachte die steirische Unternehmerin Anita Frauwallner in die Diskussion ein. Sie wollte in ihrem Institut „Allergosan“ immer nur Frauen beschäftigen. Männer sind auch heute noch die Minderheit bei Allergosan, es sei allerdings schwer gewesen, Frauen für Top-Positionen zu gewinnen. Oft sei von den Kandidatinnen der Einwand gekommen, die eigenen Kinder seien noch zu klein oder man brauche mehr Zeit für diverse Hobbys. „Einem Mann musste ich einen beruflichen Aufstieg nie zweimal anbieten, Männer haben immer sofort zugegriffen“, berichtet Frauwallner.