Lichtblicke lassen leider weiterhin auf sich warten. Die aktuelle Konjunkturumfrage der Industriellenvereinigung (IV) zeigt vielmehr eine Verfestigung der schwachen Industriekonjunktur in der Steiermark. Der Anteil jener Unternehmen, die von einer derzeit guten Geschäftslage berichten, liege demnach bei 26 Prozent, das sei der niedrigste Wert seit dem Ausbruch der Pandemie im März 2020. Das gelte, so die IV, auch für die Ertragslage, die aus Sicht von 28 Prozent der Industriebetriebe schlecht sei, „vergleichbare Werte brachte die Umfrage zuletzt in Zeiten der Pandemie“, so der Befund.

Auch ein „Frühlingserwachen“ ist laut der Befragung nicht in Sicht. „Zwar rechnen elf Prozent der Unternehmen damit, die Produktionstätigkeit im ersten Quartal 2024 ausweiten zu können, 30 Prozent sehen sich aber gezwungen, ihre wirtschaftlichen Aktivitäten bis März zurückzunehmen“, heißt es seitens der IV. Das führe dazu, dass „vorhandene Kapazitäten weniger ausgelastet werden“. Die leichte Zuversicht, die noch Anfang des Vorjahres gemessen worden war, „findet demnach 2024 keine Wiederholung“. Der Index, also die Gegenrechnung von positiven und negativen Einschätzungen, zur erwarteten Produktionstätigkeit lag zu Beginn des Jahres 2023 bei plus 18 – und nunmehr bei minus 19.

Bis Sommer keine Verbesserung in Sicht

Die trübe Stimmungslage werde sich, so die Prognose, verstärkt auf dem Arbeitsmarkt widerspiegeln. „Der bereits in den jüngsten Arbeitsmarktdaten abzulesende Trend zunehmender Arbeitslosigkeit in der Steiermark wird in den kommenden Monaten aller Voraussicht nach Bestand haben.“ In der Industrie sei der Anteil jener Unternehmen, die aktiv auf der Suche nach Personal sind, zwar im Vergleich zum Vorquartal von sieben auf 13 Prozent gestiegen – und 43 Prozent rechnen mit einem stabilen Personalstand. Das große Aber: „Gleichzeitig gehen 44 Prozent der Industriebetriebe davon aus, im ersten Quartal 2024 ihren Personalstand nicht halten zu können.“ Im Vorquartal lag dieser Wert noch bei 17 Prozent. „Einen derart hohen Anteil an Unternehmen, die mit sinkendem Personalstand rechnen, mussten wir zuletzt während der Pandemie im Jahr 2020 feststellen. Die aktuelle Konjunkturlage wird in den kommenden Monaten verstärkt am Arbeitsmarkt spürbar sein“, betont IV-Geschäftsführer Gernot Pagger. Mit einer Verbesserung der Situation sei in der Industrie auch bis zum Sommer nicht zu rechnen. Der Index der erwarteten Geschäftslage in sechs Monaten ist von zuletzt 0 wieder deutlich auf minus 15 gesunken – und somit zum achten Mal in Folge nicht positiv. Aktuell liegen alle Indizes, die sich auf die Entwicklung bis Sommer beziehen, im negativen Bereich. Pagger: „Mit einem von der Industrie getragenen Impuls für die konjunkturelle Entwicklung ist im ersten Halbjahr nicht zu rechnen.“

„Zuverlässige und wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen nötig“

Dafür, also für einen Wachstumsimpuls in Österreich, seien „wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen die Voraussetzung, um vom derzeit verhaltenen globalen Wachstum profitieren zu können“. So verweist die Industrie darauf, dass Deutschland, die USA und Italien als wesentlichste Exportmärkte der Steiermark derzeit durch negatives bzw. schwaches Wachstum geprägt seien. „Unternehmen, die in Österreich investieren wollen, benötigen dafür zuverlässige und wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen. Diskussionen über neue Steuern oder die Verkürzung von Arbeitszeiten sind für Investitionsentscheidungen und damit für unsere konjunkturelle Entwicklung alles andere als förderlich“, so der steirische IV-Präsident Stefan Stolitzka. Gefordert werden einmal mehr Lohnnebenkostensenkungen sowie die Verlängerung der Strompreiskompensation. „Innerhalb der Europäischen Union müssen wir gerade auch für energieintensive Betriebe einen Gleichstand hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit sicherstellen. Die Verlängerung der Strompreiskompensation über das Jahr 2022 hinaus ist dafür ein wesentlicher Baustein. Wir dürfen in Österreich Betriebe, die dem Emissionshandel unterliegen, nicht doppelt zur Kasse zu bitten und so schlechter stellen als jene in Deutschland, in Italien, in Frankreich oder in über zehn weiteren EU-Staaten“, so Stolitzka.