Nächste Pleite im massiv bröckelnden Signa-Imperium des René Benko: Das Handelsunternehmen KaDeWe Group, mit den Luxus-Kaufhäusern KaDeWe in Berlin, Oberpollinger in München und Alsterhaus in Hamburg, hat Insolvenz angemeldet. Der Betrieb der Häuser gehe aber weiter, teilte das Unternehmen am Montag der Deutschen Presse-Agentur mit. Zur Gruppe gehört auch das noch im Bau befindliche Lamarr-Kaufhaus auf der Wiener Mariahilfer Straße.

Beantragt wurde ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Das Handelsunternehmen betonte, dass vor allem die Mieten an den drei Standorten das Geschäft belasten. Sie machten „ein nachhaltiges, ertragreiches Wirtschaften nahezu unmöglich“. Laut einem Bericht des Handelsblatts von Dezember beläuft sich die Jahresmiete im Oberpollinger auf 20 Prozent des Umsatzes, im Alsterhaus auf 17 Prozent und im KaDeWe auf 13 Prozent. Üblich am Markt seien Mieten von bis zu 12 Prozent. Zuletzt habe die Gruppe einen Umsatz von 800 Millionen Euro erzielt.

KaDeWe-Gruppe gehört zu 49,9 Prozent der Signa

Die KaDeWe-Gruppe gehört zu 49,9 Prozent der Signa, die restlichen 50,1 Prozent gehören der thailändischen Central Group. Dachgesellschaft ist die Signa Retail Selection, die in der Schweiz ansässig ist und zu der auch die bereits insolvente Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof gehört.

Die Baustelle des „Lamarr“, ein Ableger des KaDeWe in Wien
Die Baustelle des „Lamarr“, ein Ableger des KaDeWe in Wien © AFP / Joe Klamar

Eine Insolvenz in Eigenverwaltung beantragen meist Unternehmen mit guten Aussichten auf Fortführung des Geschäftsbetriebs. Es ist eine Variante des Insolvenzrechts, die statt auf eine Abwicklung auf die Sanierung eines Unternehmens zielt.

1900 Beschäftigte

Durch die Insolvenz der KaDeWe-Gruppe gibt es auch viele Fragenzeichen beim geplanten Lamarr-Kaufhaus in Wien. Die Wiener Projektgesellschaft für den Einkaufstempel hat noch nicht Insolvenz angemeldet. Ein offizieller Baustopp wurde bisher nicht verkündet, die für Anfang 2025 anvisierte Eröffnung rückt aber immer mehr in weite Ferne. Seit November war keine größere Aktivität auf der Lamarr-Baustelle erkennbar. Ende Juni 2023 konnte der Rohbau fertig gestellt werden und die Signa lud noch Medienvertreter zu einem Dachgleichen-Pressetermin ein. Bereits vor mehreren Wochen forderte der Bezirksvorsteher von Wien Neubau die Stadt Wien zum Handeln auf, damit das Lamarr nicht zu einer Bauruine verkomme. Von der Stadt Wien hieß es kurz darauf, man rechne mit einer Fertigstellung des Gebäudes.

Spar-Chef signalisiert Interesse

Einen Interessenten für das Lamarr gibt es bereits. Spar-Vorstandschef Hans Reisch zeigte sich in einem Interview mit den „Salzburger Nachrichten“ vom Wochenende interessiert. „Um das Hedy Lamarr – also damals den Leiner in der Mariahilfer Straße – haben wir uns schon vor dem Verkauf an René Benko sehr bemüht, sind aber nicht zum Zug gekommen“, sagte Reisch. „Das wäre nach wie vor ein Asset, an dem wir interessiert wären. Konkret ist aber nichts.“

Der Mitteilung von Montag zufolge hat die KaDeWe-Gruppe im Geschäftsjahr 2022/2023 einen Umsatz von knapp 728 Millionen Euro erwirtschaftet - ein Plus von fast 24 Prozent im Vergleich zum Vor-Corona-Geschäftsjahr 2018/2019. Die Gruppe beschäftigt eigenen Angaben zufolge etwa 900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im KaDeWe in Berlin. Hinzu kommen etwa 200 Beschäftigte im Alsterhaus, etwa 300 Beschäftigte im Oberpollinger und weitere rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Berliner Unternehmenszentrale.

In Wien rückte am Montag erneut die Signa Holding in den Fokus - am Handelsgericht fand die Prüfungstagsatzung für die Signa-Dachgesellschaft statt.