Im Kampf gegen den weltweiten Klimawandel reichen Sparappelle und der Ausbau erneuerbarer Energien nicht aus. Daher diskutieren die Teilnehmer der Weltklimakonferenz COP28 auch über den Einsatz neuer Technologien für eine umweltfreundlichere Wirtschaft. Dazu gehören Kohlenstoffabscheidung, „grüner“ Wasserstoff oder Initiativen zur Vermeidung von Lebensmittel-Verschwendung.

Allein seit Jahresbeginn pumpten Investoren weltweit 490 Milliarden Dollar (rund 450 Milliarden Euro) in entsprechende Projekte und aufstrebende Firmen, die sich mit diesem Thema beschäftigten, rechnet die Unternehmensberatung PwC vor. Wegen der schwächelnden Konjunktur und der hohen Inflation sei dies ein Rückgang um 40 Prozent im Vergleich zu 2022. Über sämtliche Wirtschaftszweige hinweg belaufe sich das Minus der Investitionen aber auf 50 Prozent.

Nachfolgend eine Auswahl neuer Technologien für einen verbesserten Umweltschutz:

Kohlenstoffabscheidung

Durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe und durch die Industrie werden pro Jahr weltweit 37 Milliarden Tonnen Kohlendioxid ausgestoßen. Zur Reduzierung der Emissionen soll dieses klimaschädliche Gas eingefangen werden, um es unterirdisch einzulagern (Carbon Capture and Storage) oder als Rohstoff für weitere Produkte zu nutzen.

Eine große Hürde sind der hohe Energiebedarf und die Kosten dieser Technologie. Außerdem funktionieren viele Anlagen bislang nur in kleinem Maßstab. Die Internationale Energieagentur IEA kritisiert daher, dass sich die Öl- und Gasindustrie zu sehr auf die Kohlenstoffabscheidung verlasse und bezeichnet diese Hoffnung als unplausible „Illusion“.

Dennoch zieht diese Technologie viel Investorengeld an. So fördern die USA zwei Projekte mit insgesamt mehr als einer Milliarde Dollar. In den Anlagen sollen jährlich mehr als zwei Millionen Tonnen CO2 aus der Umgebungsluft herausgefiltert werden. Auf diese Technologie setzt unter anderem die Schweizer Firma Climeworks.

Kernfusion

Kernfusion gilt als Lösung für den wachsenden Energiehunger der Welt. Durch die Verschmelzung von Atomen werden große Energiemengen freigesetzt. Anders als in Kernkraftwerken fallen dabei praktisch keine schädliche Strahlung oder Abfälle an. Allerdings ist die hierfür notwendige Technologie aufwendig und die Nutzung der produzierten Energie schwierig.

Dem Branchenverband zufolge brachen die Investitionen in Kernfusionsprojekte im laufenden Jahr weltweit um etwa die Hälfte auf 1,4 Milliarden Dollar ein. Allerdings habe sich gleichzeitig die Zahl derjenigen Firmen, die Kapital einsammeln konnten, auf 43 von 33 erhöht. In Deutschland widmen sich unter anderem Proxima und Marvel Fusion diesem Thema. John Kerry, US-Sonderbeauftragter für Klimaschutz, wird im Rahmen des COP28 voraussichtlich eine globale Strategie für Kernfusion vorstellen.

„Grüner“ Wasserstoff

In sogenannten Elektrolyseuren wird Wasser mit Hilfe von elektrischem Strom in Sauerstoff und Wasserstoff aufgespalten. Bei der Verbrennung von Letzterem entsteht Wasserdampf. Wird der für die Elektrolyse benötigte Strom aus Ökostrom gewonnen, spricht man von „grünem“ Wasserstoff. Kommt Atomstrom zum Einsatz, handelt es sich um „pinkfarbenen“ oder „lila“ Wasserstoff.

Wasserstoff gilt als Hoffnungsträger für diejenigen Industrien, die bislang nicht auf fossile Energieträger verzichten können. Hierzu zählen vor allem Stahl- und Zement-Hersteller. Ähnlich wie die Kohlenstoffabscheidung ist diese Technologie teuer und ihr großflächiger Einsatz daher fraglich.

PwC zufolge bieten „grüner“ Wasserstoff und eine geringere Lebensmittel-Verschwendung das größte Einsparpotenzial für CO2. Allerdings flössen bislang nur 3,9 beziehungsweise 0,7 Prozent der weltweiten Investitionen in Klimaschutz-Startups in diesen beiden Bereichen.

Die USA gewährten vor einigen Wochen mehreren Wasserstoff-Projekten Hilfen im Volumen von sieben Milliarden Dollar. Zusätzlich erhält die Branche Steuerrabatte im Rahmen des Investitionsprogramms „Inflation Reduction Act“.

Weitere Technologien

Daneben gibt es zahlreiche weitere Technologien, die dem Kampf gegen den Klimawandel zu einem Durchbruch verhelfen könnten - falls sie sich durchsetzen. Dazu gehören im Labor gezüchtetes Fleisch oder Lebensmittel aus Insekten. Befürworterinnen und Befürworter verweisen darauf, dass damit ein Großteil der Emissionen im Zusammenhang mit der Nutztierzucht vermieden werden kann. Die Branche räumt allerdings ein, dass hierfür zunächst die technischen Probleme einer Produktion im industriellen Maßstab und der Ekel-Reflex vieler Verbraucher überwunden werden müssten.

In den USA haben die Behörden vor einigen Monaten den Verkauf von Labor-Hühnerfleisch freigegeben. Es wird bislang in kleinen Portionen in hochpreisigen Restaurants verkauft. In der Europäischen Union sind einige Insekten für den Verzehr zugelassen.

Aufsteiger Asien und Afrika

Bislang fließt fast die Hälfte der weltweiten Klimaschutz-Investitionen in die USA, schreiben die Experten der Beratungsfirma Deloitte in einer Analyse. Andere Staaten holten allerdings auf. So konnte China seinen Anteil binnen etwa zehn Jahren auf 22 Prozent mehr als verzehnfachen. Aber auch Frankreich, Großbritannien oder Indien zögen immer mehr Geldgeber an.

In Asien widmeten sich besonders viele Start-ups dem Thema Biokraftstoff, ergänzt Deloitte-Manager David Schatsky. In Afrika seien Entwickler von E-Bikes und Elektro-Motorrädern erfolgreich. „Das Unternehmertum in diesen Regionen außerhalb der Industrienationen hat das Potenzial, noch mehr Kapital anzulocken, wenn ein Ökosystem für Klimaschutz-Technologien entsteht.“