„Raubrittertum an den Tankstellen“, „Pendler in der Armutsfalle“: Peter Amreich wählt drastische Formulierungen. Der Obmann der steirischen Pendlerinitiative rechnet vor, dass sich Spritpreise in Österreich seit dem Sommer um 20 bis 25 Prozent verteuert hätten, während Ende Juni die in Pandemiezeiten eingeführte Erhöhung der Pendlerpauschale sowie der vervierfachte Pendlereuro ausgelaufen sind. Amreich fordert Entlastung – konkret die Wiedereinführung obiger Maßnahmen. Fast sechs von zehn berufstätigen Steirerinnen und Steirer pendeln werktäglich zur Arbeit, von den exakt 361.345 Auspendlern (Tendenz steigend) fahren mehr als 170.000 über die Bezirksgrenze, fast 45.000 auch über die Landesgrenze. Amreich, seit Kurzem auch Obmann der österreichischen Pendlerinitiative: „Zwei Drittel der Pendler sind auf das eigene Auto angewiesen, neben Treibstoff sind auch Anschaffungskosten, Reparaturen und Versicherungen extrem teuer geworden.“ Die Forderungen stoßen in der Bundespolitik freilich auf wenig Gehör.

Pendlerinitiative für Klage gegen Ölkonzerne

So versucht die Pendlerinitiative dem „Spritwahnsinn“ anders beizukommen und will in der Arbeiterkammer eine Verbandsklage gegen Ölkonzerne durchsetzen. In der steirischen Kammer fand der Antrag keine Mehrheit, nun startet Franz Gosch in der Bundesarbeiterkammer einen neuen Anlauf. „Es wird nicht gehen, dass wir von heute auf morgen auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen“, sagt Amreich. „Auch wenn wir das sehr unterstützen.“

Walter Semlitsch, Rene Heinrich, Peter Amreich und Franz Gosch (von links) von der steirischen Pendlerinitiative
Walter Semlitsch, Rene Heinrich, Peter Amreich und Franz Gosch (von links) von der steirischen Pendlerinitiative © KLZ / Hannes Gaisch-faustmann

Das Klimaticket ist auch in der Steiermark ein großer Erfolg, der Zulauf zur Bahn groß. Auf der Strecke von Leibnitz nach Graz „kommen die ÖBB aber mit dem Takt nicht nach, die Waggons sind während der Stoßzeiten oft überfüllt“. Pendler würden gerne auf Öffis umsteigen, „wenn eine akzeptable Verbindung angeboten wird“, so Amreich. Indes staut es sich regelmäßig auf der Pyhrnautobahn (A 9) südlich der Landeshauptstadt, weshalb der Ausbau derselben von zwei auf drei Spuren für die Pendlerinitiative „alternativlos“ ist.

„Park & Ride muss dringend ausgebaut werden“

Auch in der Landeshauptstadt herrsche großer Handlungsbedarf, attestiert Walter Semlitsch, Vizeobmann der Pendlerinitiative. Zu den drei bestehenden Park-&-Ride-Parkplätzen im Murpark, in Webling und in Graz-Nord müssten dringend weitere gebaut werden – „solche, die auch angenommen werden“, spielt er auf den Flop in Fölling an. „Beim Weblinger Kreis brauchen wir ein großes Parkhaus, die Einbindung der Buslinien in der Kärntner Straße und die Verlängerung der Straßenbahnlinie 5 von Puntigam nach Webling“, sagt Semlitsch. Dazu Amreich: „Ausbaupläne in Graz liegen derzeit auf Eis, etwa die Erweiterung im Murpark um 500 Stellplätze.“ Im Norden von Graz wiederum wünschen sich die Pendlervertreter eine ÖBB-Haltestelle in Gösting.

Nach wie vor kein großer Renner sind laut Pendlerinitiative Fahrgemeinschaften – trotz entsprechender Plattformen, die seit Jahren beworben werden. Nur etwa fünf Prozent der Berufspendler schließen sich zusammen. „Es braucht einen Anreiz, einen steuerlichen Vorteil oder eine Unterstützung des Unternehmens“, erklärt Amreich und kündigt für 2024 eine neue Initiative an.