Die Vergabe von Wohnbaukrediten ist in Österreich in den ersten drei Quartalen massiv eingebrochen – um 50,6 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres. Das meldet der KSV 1870. In den ersten drei Quartalen 2023 wurden 44.628 Hypothekarkredite gewährt, was gegenüber dem Vorjahr ein Minus von 50,6 Prozent bedeutet.

Folge der KIM-Verordnung

Als Grund gilt neben den gestiegenen Zinsen vor allem die KIM-Verordnung (Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung). Besonders betroffen seien junge Menschen bis 35 Jahre, für die sich der „Traum vom Eigenheim“ immer seltener erfüllt. In dieser Alterskategorie hat sich die Anzahl der gewährten Kredite zuletzt sogar um 57,6 Prozent reduziert, was den Höchstwert darstellt. Parallel dazu ist auch das generelle Finanzierungsvolumen im Schnitt um sieben Prozent auf 196.000 Euro gesunken.  

Der häufigste Grund für den Absturz: die hohen Anforderungen der KIM-Verordnung, die seit August 2022 gültig ist und eine enorme Hürde bei einer Finanzierung darstellt. Im Vergleich dazu sind die Abstattungskredite mit einem Minus von 11,5 Prozent bedeutend weniger stark rückläufig. 

Am kräftigsten fällt das Minus dabei in Wien (-57,6 Prozent) aus, gefolgt von Tirol (-52,2 Prozent) und Vorarlberg (-51,8 Prozent). Am „geringsten“ fällt der Rückgang mit 46,7 Prozent in Kärnten aus. Die KIM-Verordnung trifft die Menschen österreichweit mit voller Wucht. Immer weniger Menschen können sich einen Kredit für die Eigenheimfinanzierung leisten.

Gläubigerschützer stellen Verordnung infrage

In Zeiten steigender Zinsen und wirtschaftlicher Turbulenzen wird es für viele Privathaushalte nahezu unmöglich, ein finanziell sicheres Fundament für die Zukunft zu schaffen. Daher stellt der KSV 1870 die KIM-Verordnung in ihrer jetzigen Fassung infrage und plädiert für eine Flexibilisierung. „Davon versprechen wir uns eine Kreditvergabe, die sich an die jeweiligen ökonomischen Rahmenbedingungen anpasst und Antragsteller nicht von vornherein ausschließt“, erklärt Ricardo-José Vybiral, CEO der KSV 1870 Holding AG.  

Junge leiden besonders

Die gewährten Hypothekarkredite sind in sämtlichen Altersgruppen stark rückläufig. Ganz besonders betroffen ist die für die Schaffung eines neuen Eigenheims besonders relevante Gruppe der bis 35-Jährigen. Hier fällt das Minus mit 57 Prozent am gravierendsten aus. Damit einhergehend ist diese Altersgruppe auch nicht mehr wie im Vorjahr für 41,2 Prozent aller Hypothekarkredite „verantwortlich“, sondern nur mehr für 35,9 Prozent. „Einerseits legt man vor allem jungen Menschen nahe, in Immobilien zu investieren, um sich für die Zukunft zu rüsten, andererseits werden die Einstiegshürden so angesetzt, dass diese insbesondere für die junge Generation schlichtweg nicht machbar sind“, so Gerhard Wagner, Geschäftsführer der KSV 1870 Information GmbH, der meint: „Der Absturz bei den Kreditvergaben wirkt sich auch auf die Baubranche aus. Die Auftragslage sinkt. Es fehlt an neuen Projekten im Wohnbau, denn die Kosten sind hoch und die Nachfrage ist zurückgegangen. Auch 2024 wird sich daran voraussichtlich nichts ändern.“