Einen tiefen Einblick in die Causa Eurofighter bot die ORF-Diskussionsrunde "Im Zentrum" am Sonntagabend. Ein etwas klareres Bild erhielt der Zuseher auch davon, wie sich die türkis-grüne Regierung eine Lösung für die Luftraumüberwachung in Zukunft vorstellt. Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) ließ wissen, dass sie am Freitag den Generalstab mit einer neuerlichen Bewertung der beiden Kommissionsberichte ihrer Vorgänger Mario Kunasek (FPÖ) und Hans-Peter Doskozil (SPÖ) beauftragte. Darin waren mehrere Szenarien mit und ohne Eurofighter gegenübergestellt worden. "Jede dieser Varianten wird noch einmal überprüft, ergänzt um Leasingmodelle und Ausbildungsvarianten", so Tanner.

Die Frage, ob die aktive Luftraumüberwachung weiterhin mit Überschall-Flugzeugen bewerkstelligt werden soll, beantwortete Tanner nur indirekt. Es gebe kein europäisches Land, das keine Überschallflugzeuge im Einsatz habe. Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) sagte dazu, er persönlich lehne diese für Österreich zwar ab, "aber ich bin ja nicht alleine auf der Welt".

Billigste Variante?

Doskozil, nun Landeshauptmann des Burgenlandes, brachte auf Nachfrage US-amerikanische F-16-Kampfjets für Österreich ins Spiel: "Die kann man leasen". Laut Doskozil wäre diese Variante über einen Zeitraum von 30 Jahren die billigste, "obwohl der Eurofighter am Hof steht", also nicht mehr an andere Abnehmer weiterverkauft werden kann. 

Auch die Position der FPÖ hat sich im Zuge der jüngsten Entwicklungen geändert. "Jetzt haben wir die Chance, dieses ,Greiwl' wegzubekommen", sprach Klubobmann Norbert Hofer wenig schmeichelhaft über den "Typhoon". Eine Entscheidung müsse aber bald fallen, denn für den Weiterbetrieb der Eurofighter stünden notwendige Investitionen in der Höhe von rund 300 Millionen Euro an. Hofer selbst glaubt, dass bei der Entscheidung zur Beschaffung von Abfangjägern im Jahr 2002 der Gripen von Saab die bessere Wahl gewesen wäre.

Fehlentscheidung

Auch Hans Peter Doskozil bezeichnete die Eurofighter-Beschaffung unter der damaligen schwarz-blauen Regierung als "Fehlentscheidung, schon rein sachlich." Denn man habe sich wegen der verwendeten US-amerikanischen Software permanent von Amerika abhängig gemacht. "Meiner Einschätzung nach lässt sich das auch nicht mit dem Neutralitätsgesetz vereinbaren." Aufhorchen ließ Doskozil mit seinem harten Urteil über die Nachverhandlungen mit Eurofighter im Jahr 2007 unter seinem Parteifreund und Landsmann Norbert Darabos. "Damals nicht auszusteigen, war ein Fehler. Da hat sich die Sozialdemokratie nicht mit Ruhm bekleckert."

Dem pflichtete auch der Leiter der Finanzprokuratur, Wolfgang Peschorn, bei. Die "Ösis" hätten sich damals von EADS den "Schwarzen Peter" zuschieben lassen, indem man Flugzeuge der Tranche 1 Block 2 gekauft habe, sagte Peschorn. Damit seien auch die Betriebskosten für die Österreich-Version des Eurofighters gestiegen.

Tanner drückt aufs Tempo

Die Hoffnung, dass der Druck auf Airbus mit den jüngsten "Geständnissen" größer geworden sei, teilten alle Diskussionsteilnehmer. Peschorn zeigte sich erfreut darüber, dass die Strategie offenbar aufgegangen sei, direkt bei der US-Justiz Anzeige zu erstatten. Auch die heimische Justiz müsse sich nun auf die "validen Betrugsvorwürfe" konzentrieren. Verteidigungsministerin Tanner zeigte sich überzeugt, dass die Justiz unabhängig von Namen und politischer Zugehörigkeit ermittelt. Sie selbst sei in dieser Sache ungeduldig: "Da gehört ein Zahn zugelegt."

Und Vizekanzler Kogler erinnerte daran, dass er schon als Abgeordneter seit dem Jahr 2002 immer wieder von der "größten Schiebung der Republiksgeschichte" gesprochen habe.  "Ich werde dazu keine Ruhe mehr geben. Eine Wiedergutmachung in dreistelliger Millionenhöhe muss jetzt drinnen sein", hofft der Grünen-Chef auf Kompensationszahlungen durch den Luftfahrtkonzern.