Statt einem Klingelknopf gibt es einen chinesischen Gong neben der Eingangstüre, an der Terrasse hängt ein Windspiel. Zwei Kleinigkeiten, wie man sie auch bei anderen Häusern finden könnte. Nur: Bei Eliz und Klaus Lippitsch ist das erst der Einstieg in ein Musik-Universum, das sie in ihrem Haus am Rande von Maria Saal eingerichtet haben. An der Wand im Wohnzimmer hängen eine Ukulele, eine mittelalterliche Laute und ein türkisches Baglama nebeneinander, eine Gitarre gibt es wohl auch irgendwo im Haus. Daneben stehen Klangschalen, karibische Steeldrums und ein Hackbrett, ein Regal weiter kleinere Instrumente als Afrika, dem Orient, Indien.

Video: Zu Gast bei Klangkünstler Klaus Lippitsch

Knapp 1000 Instrumente gibt es in diesem Haus. Wobei man die Frage auch umdrehen kann: Was in diesem Haus ist eigentlich kein Instrument? „Wenn man als Musiker merkt, was man alles zum Klingen bringen kann und lernt mit verschiedenen Materialien und Gegenständen zu arbeiten, entickelt sich das“, gibt Klaus Lippitsch einen Vorgeschmack darauf, was er noch erklingen lässt. Steine etwa. „Die habe ich in einem slowenischen Steinbruch hauen lassen. Und mit einiger Zeit und viel Feinarbeit bei der Abstimmung ließ sich daraus ein wunderbar klingendes Xylophon bauen.“ Doch auch Alltagsgegenstände werden im Hause Lippitsch zu Instrumenten gemacht. „Als ein Baumarkt Konkurs anmelden musste, habe ich mit einen Satz Schraubenschlüssel gekauft und daraus ein Glockenspiel gebaut.“

Im Wohnzimmer wurde Platz geschaffen für weitere Instrumente - der Couchtisch musste weichen
Im Wohnzimmer wurde Platz geschaffen für weitere Instrumente - der Couchtisch musste weichen © Markus Traussnig

Der Lehrer für Schlagzeug und die ausgebildete Sängerin und Lehrerin für Hackbrett und Gitarre treten auch gemeinsam auf - und sprengen dabei auch die Grenzen dessen, was man auf Kärntner Bühnen kennt. „Wir lassen Naturklänge in unsere Kompositionen einfließen, vom Wasser bis zum Wind, und haben auch selbst Instrumente entwickelt, um diese Klänge auf die Bühne zu bringen.“ Daneben gibt es auch noch zig Instrumente, die aus anderen Kulturen kommen - und deren Klang in völlig anderen Spektren stattfindet, als man es aus der europäischen Musik kennt.

Saiteninstrumente und Klangschalen - nur ein paar der Instrumente im Hause Lippitsch
Saiteninstrumente und Klangschalen - nur ein paar der Instrumente im Hause Lippitsch © Markus Traussnig

Dass es bei so viel Musikalität im Haus eng werden kann, sieht man in mehreren Zimmern. Eine Harley wurde zum Schlaginstrument umgebaut und im Keller steht ein Schlagzeug aus Wasserkanistern. Neben dem Kühlschrank in der Küche steht ein Piano, das Klaus von seiner ersten Musiklehrerin geschenkt bekam. Der Couchtisch wurde entfernt, um Platz für ein weiteres Schlagzeug zu schaffen - „am Ende verbringe ich ja mehr Zeit hinter dem Schlagzeug, als auf der Couch“, sagt Klaus Lippitsch.

Die Leidenschaft, Musik an und in ungewöhnlichen Orten zu suchen, führte Klaus Lippitsch aber auch an ungewöhnliche Orte - etwa den Glockenturm der Pfarrkirche Krumpendorf. Dort trommelte er in der Corona-Zeit mit Hammer und Fäusel auf die Glocken ein. Das filmisch festgehaltene Konzert erhielt im Vorjahr einen Preis beim Kurzfilm Festival Unica in Italien.

Musik macht das Ehepaar - Eliz brachte Sohn Simon, Klaus Tochter Eva in das Familienleben ein - nicht nur gemeinsam. Gemeinsam mit Gitarrist Philipp Kulterer tritt man als „Band mit Leib und Seele“ als Trio auf, Klaus Lippitsch veröffentlichte im Duo mit Tonč Feinig einen Tonträger. Demnächst steht er mit dem Pianisten und Komponisten Peter Mayr im Klagenfurter Eboardmuseum auf der Bühne - und hinter einer Konstruktion, die man am ehesten als „Wall of Sound“ bezeichnen könnte, mit zig Varianten aus Trommeln, Becken und anderen Percussion-Instrumenten, die alle verstreut in seinem Haus sind.