Eine Glühbirne würde er jetzt ohnehin nicht brauchen, Hier in Heiligengeist, einem Ort oberhalb Villach, strahlt die Sonne vom fetzlbauen Himmel und leuchtet auch die Wohnung von Gerhard Leeb aus. Den ersten Stock der ehemaligen Volksschule baut er seit Jahren nach seinen Vorstellungen aus und um. Einen Arbeitsplatz für seine Tätigkeit als Journalist und Umweltaktivist hat er hier eingerichtet, ebenso ein Atelier für sein künstlerisches Schaffen. „Einen Kaffee kann ich leider nicht anbieten, das wäre etwas mühsam heute“, meint Leeb mit verschmitztem Lächeln. Auch sonst ist er an diesem Tag in seinem Handlungsradius etwas eingeschränkt. Denn Leeb gehört zu jenen rund 900 Haushalten, die seit dem 16. November keinen Stromliefervertrag mehr mit der Kelag haben - und in seinem Fall wurde die Versorgung tatsächlich eingestellt.

„Ich habe natürlich bis Mitternacht gewartet, wollte wissen, was passiert. Und dann geschah: Nichts“, erzählt Leeb von den Nachtstunden. „Dann ging ich ins Bett und schaute immer wieder, wenn ich wach wurde, an der Nachttischlampe, ob ich eh noch Strom habe.“ Als er in der Früh aufwachte, merkte er Zweierlei: „Die Nachttischlampe hat offenbar einen kleinen Akku, das war also keine verlässliche Kontrolle. Und Strom habe ich aber definitiv keinen, denn der Pelletsofen, der eine Stromsteuerung hat, ging in der Früh nicht an - entsprechend kalt war es in der Wohnung.“ Dann entdeckte er auch die SMS-Nachricht der Kelag, mit der ihm knapp nach 1 Uhr früh mitgeteilt wurde, dass man ihm den Strom kappt.

Dass dieser „Blackout“ in den eigenen vier Wänden kommen würde, damit hat Leeb gerechnet. Seit Monaten steht er im Streit mit der Kelag. „Aber bitte nicht ,Strom-Rebell`oder so etwas schreiben“, sagt Leeb. Ihm gehe es um den Rechtsstaat. „Strom-, Gas-, Wasserversorger haben einen Kontrahierungszwang, diese Dinge sind mittlerweile ja ein Grundbedürfnis. Wenn man mit seinen Zahlungen nicht im Rückstand ist, dann gibt es keinen Grund, einen Vertrag zu kündigen - zumindest in meinem laienhaften Rechtsverständnis“, sagt Leeb. Und genau diese Rechtsansicht will er nun ausfechten.

Die ehemalige Volksschule heizt Leeb normalerweise mit einem Pelletsofen

Dass er in der Sache hartnäckig, Gegner sagen: widerspenstig, sein kann, hat Leeb schon oft als Umweltaktivist gezeigt. Das Ehrenzeichen der Stadt Villach und das Große Ehrenzeichen des Landes Kärnten hängen sinnbildlich für dieses Engagement an der Wand. „Wobei ich ja nie etwas anderes gemacht habe, als gerade zu sein“, macht Leeb eine abwehrende Handbewegung. Auch jetzt sei die Situation keine andere. „Mir geht es um einen funktionierenden Rechtsstaat, wo nicht ein Konzern so über Kunden bestimmen kann“, sagt Leeb. Und weil er alleine lebe und dieser Schritt sonst niemanden treffe, habe er sich für diese Konfrontation mit der Kelag entschieden. „Meine Generation ist in Armut aufgewachsen, wir hatten auch letzten Winter einmal für 72 Stunden keinen Strom, mir passiert da nichts“, setzt er sein Handeln in Relation

Bereits für Grundversorgung angemeldet

Den stromlosen Zustand wird es für Leeb aber ohnehin nicht lange geben. „Das Handy hatte in der Früh ja noch Saft, da habe ich mich ja natürlich für die Grundversorgung angemeldet.“ Bei der Kelag besätigte man am Nachmittag, dass man die Anmeldung erhalten habe, „so bald wir Herrn Leeb erreicht haben, wird auch die Stromversorgung wieder funktionieren“, sagt Kelag-Sprecher Josef STocker.