Am Montag startete eine archäologische Grabung am Dietenberg, deren Ziel es ist, den aktuellen Wissensstand zu sprengen. Bisher gab es keine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Befestigungsanlagen auf dem strategisch wichtigen Berg, um sie zeitlich besser fassen zu können. "Wir wollen aber nachweisen, dass hier bereits zur Bronze- oder Eisenzeit eine ganz spezielle Wehranlage bestanden hat, die etwa ab dem Jahr 1200 v. Chr. eine enorme Ausdehnung aufwies."

Die beiden Archäologen, die dieser Annahme nachgehen, sind Florian Mauthner (37) vom Verein ASIST (Archäologisch-Soziale Initiative Steiermark) und dem Burgmuseum Deutschlandsberg und Klaus Schindl (35) vom Verein "Erlebnis Archäologie". Sie leiten eine Grabung, die drei Wochen dauern soll und von rund 20 Grabungshelfern, darunter etwa der bekannte Historiker Ernst Lasnik, begleitet wird.

Ziel der Grabung ist es, den wissenschaftlichen Beweis zu erbringen, dass eine spezielle Verteidigungsanlage – die sogenannten Reitergassen – viel älter als bislang vermutet ist. Schon am ersten Tag der Grabung wurden die ersten dieser Annäherungshindernisse freigelegt. "Dabei handelt es sich um Wälle, die im rechten Winkel zum eigentlichen Verteidigungswall errichtet wurden. Sie sehen auf den Karten aus wie Augenbrauen. Ich gehe davon aus, dass das aber keine Reitergassen waren, wie man etwa bei Grabungen in Deutschland angenommen hat, denn Reiter hätten auch von weiter hinten schießen können", so Schindl. Viel eher vermutet er, "dass es sich um befestigte Erdwälle handelt, die angreifende Fusssoldaten in die Rinnen zwangen und damit leichter zu bekämpfen waren".

Die Wehranlage auf dem Dietenberg muss gewaltig gewesen sein. "Leider ist der halbe Berg von Weinhängen umgeben, sonst würde man noch viel mehr erkennen können, denn in Wahrheit war der gesamte Kogel umgeben von einem riesigen Wall." Zu erklären ist das gewaltige Ausmaß der Anlage und die verhältnismäßig kleine mittelalterliche Burg damit, "dass zur Bronzezeit einfach viel mehr Menschen in der Region lebten als im Frühmittelalter".

Laborergebnisse geben Gewissheit

Es gibt in ganz Österreich bisher nur vier nachgewiesene ähnliche Verteidigungsanlagen, hier am Dietenberg findet bundesweit die erste Grabung statt. "Wir hoffen jetzt Scherben, Holzkohle und andere Fragmente zu finden und diese mit der C14-Methode datieren zu können", so Mauthner. Die Laboranalyse dauert rund einen Monat, dann wissen die Forscher, ob sie recht hatten. "Und wenn ja, wovon wir ausgehen, dann ist bestätigt, dass sich hier am Dietenberg schon vor mehr als 3000 Jahren eine der größten Wehrbauten am Rande der Alpenausläufer befunden hat."

Schon jetzt gilt die Anhöhe bekanntlich (mit Hengistburg und Primaresburg) als Ort für eine der drei ältesten Burgen der Steiermark. "Überhaupt ist diese Gegend ein immenser Schatz für die Wissenschaft, immerhin wurden ja schon bei Grabungen in den 80er-Jahren keltische Ansiedlungen bestätigt", so Mauthner.

Ziel ist es nun, die aktuelle Grabung erfolgreich abzuschließen und die Leute anschließend mit Hinweistafeln aufzuklären. Ein archäologisches Freilichtmuseum zu errichten, sei aber viel zu kostspielig. Da allein die dreiwöchige Grabung bereits rund 20.000 Euro kostet, die übrigens im Wesentlichen über Crowdfunding aufgetrieben wurden, hoffen die Grabungsleiter zumindest aber auf gesteigertes Interesse an ihren "Zeitreisen", seitens der öffentlichen Hand. "Denn es gäbe noch unglaublich viel über unsere Vergangenheit zu erfahren."