"Je größer die Stadt, desto verdreckter der Müll", bringt es Richard Trampusch, Geschäftsführer der A.D. Bioerde und Kompost GmbH auf den Punkt. In Kopfing bei Kaindorf betreiben er und sein Geschäftspartner eine der größten Kompostieranlagen der Oststeiermark. 6500 Tonnen Biomüll werden hier Jahr für Jahr zu feiner Komposterde verarbeitet.

Größte Zuliefergemeinde ist die Stadt Graz. Rund 1200 Tonnen kommen vom Entsorgungsgebiet der Stadtgemeinde Gleisdorf (Gleisdorf, Albersdorf, Ludersdorf und Wünschendorf-Hofstätten). Tendenz steigend. Aber auch die Stadtgemeinde Fürstenfeld und umliegende Gemeinden versorgen die Anlage mit Biomüll.

Das größte Problem: die unzähligen Fehlwürfe. Diese machen gut zwei Prozent – also 130 Tonnen – aus. Größter Störstoff ist Plastik neben Biomüll-Sackerl, obwohl diese als biologisch abbaubar deklariert sind und von der Kompostverordnung eigentlich als Störstoffe ausgenommen sind. "Biologisch abbaubar bedeutet aber nicht kompostierbar", betont Trampusch. Dem Kunden wird suggeriert, dass ein Bio-Sackerl zumindest aus natürlichen, nachwachsenden Rohstoffen gefertigt ist und nach dem Gebrauch im Kompost rückstandslos verrottet – doch in der Praxis sieht es anders aus. 

Gleisdorf hat Biomüll-Säcke verboten

Bevor der Biomüll zu feiner Komposterde für Garten oder Rasen verarbeitet wird, durchläuft er einen mehrteiligen Aufbereitungsprozess. Nach der Anlieferung wird der Biomüll zu Bergen – sogenannten Mieten – aufgesetzt. "Dabei entstehen im Inneren der Mieten Temperaturen um die 70 Grad", erzählt Trampusch. Wichtiger Teil des Prozesses ist, die Biomüllberge zweimal pro Woche umzusetzen. So gelangt Sauerstoff dazu und der biologische Abbauprozess wird begünstigt.

Genau hier liegt das Problem mit Fehlwürfen, zu denen auch die Biomüll-Sackerl zählen. "Theoretisch sollte das Bio-Sackerl nach sechs Monaten bis zu 90 Prozent abgebaut sein. Der Kompostiervorgang in der Anlage dauert aber bloß zwölf Wochen", so Trampusch.

Durch das Wenden der Mieten gelangen die Sackerl an die Oberfläche und hier können sie nicht verrotten. Fazit: Die Biomüll-Sackerl müssen händisch aussortiert werden – und das nach jedem Wendemanöver. Trotz des großen Mehraufwandes können nicht alle Reste entfernt werden.

Die fertige Komposterde wird an Kunden und Firmen weiterverkauft
Die fertige Komposterde wird an Kunden und Firmen weiterverkauft © Veronika Teubl-Lafer

Die Berge an aussortierten Plastik- und Bio-Sackerl-Teile kommen zurück zur Müllaufbereitungsanlage der Holding Graz und werden dort verbrannt. Viele Abfallverbände und Gemeinden, so auch die Stadtgemeinde Gleisdorf, haben darum Biomüll-Säcke bereits verboten. Im Handel sind sie allerdings nach wie vor erhältlich. "Wir setzen seit fünf Jahren auf Papiersackerl. Diese können bei uns im Verband auch gratis abgeholt werden", sagt Karl Hierzer von den Gleisdorfer Stadtwerken. Noch besser allerdings wäre es, den Biomüll ohne jegliche "Vorsammelhilfen" direkt in die Tonne zu werfen.