Man könnte meinen, der Beruf des Buchbinders sei antiquiert, vielleicht sogar vom Aussterben bedroht. Ein Besuch in der Schlossbuchbinderei Mohringer-Kober in Ludersdorf-Wilfersdorf zeigt ein anderes Bild: Hinter den dicken Mauern des Schlosses Freiberg, in der die Buchbinderei der Familie Kober untergebracht ist, herrscht geschäftiges Treiben. 

Rupert Kober prägt in Goldbuchstaben den Namen eines Autors auf dessen Abschlussarbeit, Tochter Michaela Kober tüftelt daneben an einem neuen Deckel für ein altes Buch. Die 22-Jährige wird in wenigen Tagen die Lehrabschlussprüfung absolvieren.

Für sie war von jeher klar, dass sie nach der HAK-Matura die Ausbildung im elterlichen Betrieb absolvieren wird. Dreieinhalb Jahre dauert die Lehre als Buchbindetechnikerin und Postpresstechnologin, wie sich der Beruf heute nennt. 

Bei der Arbeit ist Fingerspitzgefühl gefordert; Michaela Kober tüftelt hier an einem neuen Buchdeckel
Bei der Arbeit ist Fingerspitzgefühl gefordert; Michaela Kober tüftelt hier an einem neuen Buchdeckel © KLZ / Katharina Lagler

Bei Mohringer-Kober wurden immer wieder Lehrlinge ausgebildet, so wie im Moment Joel Simandl. Der 22-Jährige startet gerade in sein drittes Lehrjahr. „Unser Team war im Laufe der Jahre schon deutlich größer, aber auch schon einmal kleiner als heute“, sagt Alexandra Kober, deren Großeltern die Buchbinderei in der Zwischenkriegszeit gründeten.

Firmensitz war damals die Burggasse in Graz. Kobers Vater kaufte später das Schloss Freiberg und übersiedelte mit seiner Werkstatt hierher. Seit er 2002 verunglückte, führen Alexandra Kober und ihr Mann Rupert, der seit 1977 in der Buchbinderei beschäftigt ist, das Unternehmen. Sie ließen den Standort in Graz auf. Heute arbeiten und wohnen sie auch im Schloss, das ihnen zum Teil gehört.

Beruf wandelt sich

Der Beruf wird nicht aussterben, ist sich Alexandra Kober sicher. Sehr wohl aber wandelt er sich im Laufe der Zeit. Während früher hauptsächlich Bundesgesetzblätter gebunden und Fotos kaschiert wurden, werden heute Zeitungen für Archive verschiedener Bibliotheken oder Fotobücher gebunden.

Diplomarbeiten zu drucken und zu binden, verliere an Bedeutung. Viele Universitäten nehmen die Arbeiten nur noch in digitaler Form an. Dafür nehmen Reparaturen zu - sowohl bei Privatkunden, als auch bei öffentlichen Einrichtungen. „Die Wertschätzung gegenüber den alten Büchern und unserem Handwerk steigt“, so Alexandra Kober.

Für ihren Mann Rupert sind es ohnehin die Sonderanfertigungen, die ihn richtig reizen. Anlässlich der Ernennung des Papstes Benedikt XVI zum Ehrenbürger von Mariazell durfte die Familie etwa die Urkundenmappe anfertigen. 

In den kommenden Jahren werden die beiden Lehrlinge die Meisterprüfung absolvieren. Tochter Michaela wird den Betrieb in die Zukunft führen. Sie freut sich sehr auf diese Aufgabe: „Es ist einfach schön, wenn aus Karton und Papier ein Buch entsteht. Am Abend siehst du, was du den Tag über geleistet hast.“