Beim „Mensch ärger dich nicht“-Spielen gewinnt immer der Markus“, schmunzelt Sabine Dorner. „Fast immer!“, wirft Robert Dorner ein. Die Eltern des 32-jährigen Steirers besuchen ihren Sohn täglich im Neurologischen Therapiezentrum Kapfenberg. Um mit ihm Spiele zu spielen, die seinen Geist fordern, um ihn bei Sprechübungen zu unterstützen, um bei ihm zu sein.

Die Reha hilft Markus, nach mehreren Schlaganfällen wieder fit zu werden für ein Leben zu Hause. Und seitdem es auch ein Datum gibt, den 2. April, ist er hoch motiviert und strengt sich bei den Körper- und Koordinationsübungen noch mehr an, das zeigt auch sein konzentrierter Gesichtsausdruck während des Trainings. Sobald die Übungen für die linke Körperhälfte geschafft sind – die rechte ist noch nicht so weit –, kehrt aber das Lächeln wieder in sein Gesicht zurück. Ohne ein Lächeln trifft man Markus nur äußerst selten an. Auch wenn das Leben im vergangenen Jahr sehr gegeizt hat mit Glücksmomenten, die fröhlich stimmen könnten.

„Mama, irgendetwas passt nicht“

Als Sabine Dorner am Abend des 24. April 2023 einen Anruf ihres Sohnes annimmt – er wohnt im Obergeschoß, sie und ihr Mann im Erdgeschoß – ist seine Stimme verschwommen: „Mama, irgendetwas passt nicht.“ Sofort läuft sie hinauf: „Die Dusche ist noch gelaufen, er ist im Bett gelegen und hat ganz schwer geredet. Er hat gesagt: Ich spür die rechte Hand nicht. Ich hab mir gedacht, das muss ein Schlaganfall sein.“  Die Rettung ist rasch da. Mitten in der Nacht ein Anruf: ein neuerlicher Schlaganfall, Markus wird nach Graz geflogen, eine Not-OP durchgeführt. Zwei weitere OPs folgen, der Hirndruck ist stark gestiegen, es muss Platz geschaffen werden für die angeschwollene Hirnmasse.

Die Tage danach lassen noch bangen, dann bessert sich Markus‘ Zustand. „Er ist immer munterer geworden, hat ein bisserl hin und her geschaut. Man hat halt nicht gewusst: Kennt er dich? Versteht er dich? Wir sind einfach bei ihm gesessen, haben seine Hand gehalten und mit ihm geredet“, erinnert sich Sabine Dorner. Sie bastelt eine Fotoleinwand, um ihrem Sohn Haltegriffe zu geben. Schon nach einem Monat startet die Früh-Reha in Bruck. Lange und heimlich hat Markus mit seiner Logopädin auf das Weihnachtsgeschenk für seine Mutter hingearbeitet. Als sie am Heiligen Abend in sein Zimmer kommt, wird sie empfangen mit einem „Hallo, Mama!“. Das Strahlen, das Sabine Dorner im Gesicht trägt, während sie davon erzählt, hat sie wohl vom Heiligen Abend mitgenommen.

Ersparnisse sind aufgebraucht

Als Tischler hat Robert Dorner die notwendigen Umbauarbeiten zu Hause selbst in die Hand genommen. Auch der barrierefreie Umbau des Badezimmers – Markus wird künftig das Erdgeschoß bewohnen – ist bewerkstelligt, und ein gebrauchtes Auto, in den ein Rollstuhl hineinpasst, steht im Hof. Die Ersparnisse des Paars sind nach all diesen Anschaffungen aufgezehrt. Dabei sind gerade die Pflege- und Therapiebehelfe, die einen guten Alltag zu Hause ermöglichen, mit hohen Kosten verbunden – sei es die Anfahrhilfe für den Rollstuhl, ein Treppenlift für die Außenstiege, ein Trainingsgerät zum Aufstehen, ein Trainingsrad und, und, und. Kosten, die die Familie nicht allein stemmen kann.

Wir wollen helfen. Auch wenn Markus die rechte Körperhälfte noch nicht steuern kann: Daumen hoch schafft er trotzdem auf beiden Seiten. Und das darf man als ein wirklich gutes Zeichen werten für alles, was die Zukunft noch bringen wird.  

Im Neurologischen Therapiezentrum Kapfenberg trainiert Markus Dorner jeden Tag, um wieder fit zu werden für ein Leben zu Hause.
Im Neurologischen Therapiezentrum Kapfenberg trainiert Markus Dorner jeden Tag, um wieder fit zu werden für ein Leben zu Hause. © Privat