Nicht ohne Grund wird das Jahr 2024 das Superwahljahr genannt. Neben der Nationalratswahl stehen auch die Landtagswahlen in der Steiermark und in Vorarlberg im Herbst bevor. Auf europäischer Ebene findet im Juni die Wahl des Parlaments statt. Doch nicht nur im europäischen Raum wird es aus politischer Sicht spannend, auch in den Vereinigten Staaten wird ein Präsident gewählt. Und das wird nicht nur in Amerika spürbar sein, sondern sich auch auf Europa auswirken.

Ein Großteil jener, die zur Wahlurne schreiten werden, wird dies bei einer dieser Wahlen zum ersten Mal tun. Doch worauf können sich Jugendliche beziehen und woher wissen sie, welche Partei ihre Interessen am ehesten vertritt, wenn man gleichzeitig immer wieder hört, dass das Interesse an Politik erschöpft ist? Ist es denn überhaupt sinnvoll, jungen Menschen mit dem Wahlrecht einen Teil der Zukunft in die Hand zu legen? Immer öfter geistert die Frage herum, ob das Wahlalter und die Fähigkeit zur Übernahme von Verantwortung zusammenpassen.

Nicht über einen Kamm scheren

„Es gibt 18-Jährige, die keine Ahnung von Politik haben, und es gibt 15-Jährige, die sehr wohl Bescheid wissen“, weiß Peter Gorke, Geschichtelehrer am Gymnasium in Fürstenfeld, aus Erfahrung. Entscheidend sei, die politische Sozialisation in jungen Jahren. Wenn es gelinge, Interesse an politischen Entscheidungen zu wecken, habe das auf alle Fälle positive Auswirkungen.

Doch wie kommen Jugendliche überhaupt zu ihren Informationen? „Die meisten Infos bekomme ich von meinen Eltern“, erzählt eine Schülerin und erhält dabei breite Zustimmung von ihren Schulkameraden. Was nicht einfach ist – da sind sich alle im Gymnasium Fürstenfeld befragten Schüler einig –, ist, die Informationen zu filtern. Speziell solche, die man in den sozialen Medien bekommt. „Häufig kann man nicht erkennen, ob es sich um einen Hetzartikel oder um eindeutige Fakten handelt“, sind sie sich einig, wissen aber gleichzeitig auch, wie wichtig es ist, auf die Quellen zu achten, von den die Informationen stammen. Immerhin werden Social-Media-Profile der einzelnen Politiker immer beliebter, um junge Leute zu erreichen. „Damit wollen sie auch unsere Meinungen beeinflussen“, sind die Schüler überzeugt und glauben, „durch das Mitmachen bei aktuellen Trends versuchen Politiker ihre Beliebtheit zu fördern und zu steigern.“

Eigenes Unterrichtsfach

Vernachlässigt wird politische Bildung aber nach wie vor auch manchmal im Unterricht. Zwar gibt es die Idee von einem eigenen Unterrichtsfach, das sich mit den Grundlagen von Politikwissenschaft und darüber hinaus auseinandersetzt, schon lange. Umgesetzt wird es flächendeckend in allen Schulen aber längst noch nicht. „Es ist wichtig, dass junge Menschen Bescheid wissen, die Einführung eines eigenen Unterrichtsfaches wäre optimal“, sagt Martin Steiner, Direktor des Gymnasiums Fürstenfeld. Mit einem objektiven Lehrpersonal das Verständnis und Interesse für Politik zu erreichen, Vorurteile und Fakten zu filtern und Schüler zu kritischem Denken zu motivieren, sei die Intention. „Die politischen Entscheidungen, die jetzt getroffen werden, sind Entscheidungen, die für die Zukunft der Jugendlichen maßgeblich sind“, betont Steiner. Themen wie Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit, Ausbildungsangebote, Religionsfreiheit und wirtschaftliche Stabilität beschäftigten und begleiteten alle täglich und beeinflussten den weiteren Verlauf des Lebens und die Zukunft der Kinder, sind sich alle einig, warum es politische Bildung in den Schulen dringend brauche.