„Schnell laufen lernt man in Auffen, nämlich wenn ein Strauß hinter dir her ist“, lacht Landwirt Manfred Weber und versucht sich Schritt für Schritt und mit einer gehörigen Portion Respekt an „Johann“ heranzutasten. Der älteste Vogelstrauß am Hof der Familie plustert gerade sein Gefieder auf und macht sich groß. Er mag es gar nicht, wenn sich jemand seinen drei Weibchen nähert. „Das ist der Verteidigungsinstinkt der Männchen. Da ist höchste Vorsicht geboten. Er weiß, dass er der Boss ist“, erklärt der oststeirische Bauer.

Idylle herrscht Montagvormittag am Lindenhof in Auffen. Noch. Denn den ersten Schmaus vom Strauß, also die ersten Eier des Jahres, werden am kommenden Wochenende kredenzt. Viele Menschen haben sich angesagt. „Straußeneier sind eine Rarität, im ganzen Jahr legt ein Vogel nur etwa 40 Stück. Und entsprechend gefragt sind die exotischen Eier bei uns in der familiären Gastwirtschaft und im Hofladen.

Nicht immer aber hatten Manfred Weber auf einen solchen außergewöhnlichen landwirtschaftlichen Zweig gesetzt: Bis vor 30 Jahren wurde noch klassische Schweinewirtschaft betrieben, Getreide und Mais, wie in der Region üblich. „Ich wusste aber, dass man auch als Landwirt auf eine Nische setzen muss, um sich von der Masse abzuheben“, erzählt Weber von seinen ersten Gedanken, den Schweinestall leer zu räumen und dem Hof einen neuen Anstrich zu verleihen. „Heute haben wir den größten Vogel im Bezirk und sind stolz drauf, weit und breit die einzigen zu sein und unsere Produkte alle an die Frau und an den Mann zu bringen“, schwärmt der Straußenzüchter. Gemeinsam mit seiner Frau Herta und seinem Bruder Herbert führt er die Gastwirtschaft.

Die ersten Straußeneier des Jahres präsentiert Weber stolz
Die ersten Straußeneier des Jahres präsentiert Weber stolz © Wurzinger

Regional versteht sich: Das Fleisch der Tiere wird in der eigenen Küche verarbeitet, ebenso die Eier. Sämtliche Erzeugnisse gibt es auch im Hofladen vor der Straußenfarm. „Was mich so fasziniert an den Tieren? Es ist ihre Reinheit in der Evolution. Diese Tiere wurden nie hochgezüchtet, sie sind, wie sie sind und Straußeneier sind Naturprodukte ohne irgendeinen Schnickschnack“, erklärt der 59-jährige Oststeirer. Außergewöhnlich finde er auch, dass er eine Tierart bei sich am Hof hält, die noch vom letzten flugunfähigen Dinosaurier abstammt, dem „Gigantoraptor“.

Vogerltanz

Auf mehr als fünf Hektar werden 28 Tiere in Freilaufgehegen gehalten und täglich zweimal gefüttert. Frisches Gras, Getreide und Heu aus der eigenen Landwirtschaft. Wenngleich sie sehr friedvoll im Gehege herumstolzieren, sei vor allem dieser Tage Vorsicht geboten: Viele der Männchen sind in ihrer Brunftzeit: „Erkennen kann man das an den rot gefärbten Beinen und am dunkelroten Schnabel“, deutet Manfred Weber auf „Johann“, der gerade wieder eine seiner gefiederten Freundinnen umwirbt.

Weniger aggressiv zeigt sich das jüngere Männchen in der gefiederten Runde. Er heißt ebenso Johann. „Johann Strauss Vater und Johann Strauss Sohn sind sich ja auch nicht in die Quere gekommen“, lacht Manfred Weber. Zumindest nicht, wenn es um die die Rolle des Alphatieres gehe. „Beim Futter wird oft gestritten, bis die Federn fliegen“, erzählt Weber. Übrigens: Auch diese können dann im Hofladen als Dekomaterial erstanden werden.