Für Senioren und Menschen mit Handicap sind sie lebensverändernd: die Elektrofahrzeuge von Graf Carello. Mit Sitz in Nestelbach im Ilztal hat sich das Unternehmen im Laufe seiner 48-jährigen Geschichte zum österreichischen Marktführer in Sachen Seniorenfahrzeuge gemausert. Ein Blick in die Geschichte des Unternehmens zeigt, wie es dazu kam.

Als der Unternehmensgründer Siegfried Graf sein erstes Fahrzeug um 1980 auf den Markt brachte, hat es eine Zeit lang gedauert, bis das Konzept angenommen wurde. „Er hat dann viele Messen veranstaltet, um in Österreich bekannter zu werden“, erklärt der heutige technische Leiter Johann Mandl einer Gruppe von Schülern des Gymnasiums Fürstenfeld, die an diesem Tag einen Rundgang durch den Betrieb machen. Schließlich kooperierte man mit dem heutigen Lagerhaus, das bis heute die Fahrzeuge von Graf Carello verkauft. „Das hat dem Unternehmen einen enormen Aufschwung gegeben“, weiß Mandl. Innerhalb von zwei Jahren verdreifachte sich der Umsatz auf 12 Millionen Euro im Jahr, mit rund 5000 aktiven Kunden allein in Österreich. Auch in Deutschland, Polen, Ungarn und der Schweiz ist man inzwischen vertreten und arbeitet an einer groß angelegten Expansion nach Italien, Kroatien und Tschechien.

Sonderanfertigungen

Das erklärte Ziel des oststeirischen Unternehmens dabei ist, „die Unabhängigkeit im Alltag“ zu garantieren, erklärt Mandl weiter und fügt hinzu: „Alles, was gewünscht wird, wird umgesetzt.“ So kann man einige der Modelle so umfunktionieren, dass sie nur mit einer Hand oder gar ganz ohne Beine benutzbar sind. In der Schlosserei wird zudem immer weiter an neuen Ideen getüftelt. Dafür sind Peter Hönigschnabl und Damien Driussi zuständig. „Wir konzentrieren uns hier auf Sonderbauten und Umbauten“, erklärt Hönigschnabl.

Einen kurzen Einblick in die Arbeit erhalten die Schüler bei einer großen Maschine, die Blech abzwickt und verbiegt. Begeistert zeigen sich die Auserwählten, die selbst ein Blechstück zuerst anschneiden und anschließend in einen perfekten rechten Winkel verbiegen dürfen. Sie sind als Teil der Initiative „Faszination Technik“ unter der Leitung von Waltraud Allmer bei Graf Carello zu Besuch, um einen Einblick in das Unternehmen zu bekommen.

Eine Fahrt auf dem Tuk Tuk

Das Highlight der Führung findet sich jedoch in der Lagerhalle. Denn neben den klassischen Seniorenfahrzeugen stellt Graf Carello auch besondere Anfertigungen her. So gilt der „TR5 Allrad“ als Verkaufsschlager für Jäger und Forstarbeiter, während das klassische „TR5“-Modell eher einem Golfcart ähnelt. „Ein Beispiel für unsere speziellen Anfertigungen ist jedoch das hier“, sagt Mandl, während er sich auf ein blaues Gerät stellt. Dieses Produkt wurde in Zusammenarbeit mit der Johannes-Kepler-Universität in Linz angefertigt, damit die Techniker vor Ort es als Arbeitsfahrzeug am Campus benutzen können. Sieben solcher Geräte – eines kostet rund 15.000 Euro – sind derzeit am Campus in Linz im Einsatz.

„Der absolute Verkaufsschlager zurzeit ist eindeutig das Tuk Tuk“, sagt Mandl, während er ein knalloranges E-Lastenrad aus der Lagerhalle holt. Mit maximal 10 Kilometern pro Stunde ist das Fahrzeug ab 16 Jahren auch ohne Führerschein im Straßenverkehr zugelassen. „Wer will mal damit fahren?“, fragt Mandl. Nicht lange dauert es, bis bereits die erste Schülerin auf dem Fahrzeug sitzt. Nach einer kurzen Einführung geht es schon aus der Lagerhalle auf die Straße. Sofort zeichnet sich Freude in den Augen der Schüler ab, während einer nach dem anderen auf das Gerät steigt und seine Runden dreht. „Graf Carello ist längst nicht mehr nur für Senioren. Wir stellen Fahrzeuge für jedermann her“, weiß Mandl.