Vor exakt 30 Jahren wurde die Minderheit der Roma als sechste Volksgruppe in Österreich offiziell anerkannt. Aber erst nach dem rassistisch motivierten Bombenattentat in der Romasiedlung in Oberwart im Februar 1995 mit vier Toten konstituierte sich der Volksgruppenbeirat der Roma, dessen derzeitiger Vorsitzender Emmerich Gärtner-Horvath ist.

Zur 30-Jahr-Feier im OHO war viel Politprominenz, angeführt von Bundespräsident Alexander Van der Bellen, erschienen. Die Dichte an namhaften politischen Köpfen demonstrierte die Solidarität und Wertschätzung der während des Naziregimes verfemten und verfolgten autochthonen Minderheit. Auf dieses dunkle Kapitel der Geschichte ging Landesrat Leonhard Schneemann in seiner Rede ein. Von den rund 8000 damals im Burgenland lebenden Roma hätten nur zehn Prozent die Gräueltaten der Nationalsozialisten überlebt. Schneemanns dezidierter Appell: „Wir müssen das Miteinander vor das Trennende stellen.“ Ein großer Schritt in diese Richtung sei die Errichtung eines Volksgruppenhauses in Oberwart als Heimstätte der kulturellen Vielfalt. 2025 soll es eröffnet werden.

Stolz auf Roma sein

Van der Bellen wiederum beleuchtete den Begriff Minderheit aus verschiedenen Perspektiven und sagte: „Man kann stolz sein, einer Minderheit anzugehören.“ Für die Roma sei der Erhalt ihrer Sprache zur Bewahrung und Stärkung der eigenen Identität von zentraler Bedeutung. Viel Applaus bekam Van der Bellen für die Feststellung: „Die Anerkennung als Volksgruppe hätte schon vor 300 Jahren passieren sollen.“ Stark machte er sich auch für die angestrebte Errichtung eines Denkmals für die im Dritten Reich ermordeten Roma und Sinti.

Emmerich Gärtner-Horvath zeigte sich glücklich über das bisher Erreichte. Er betonte aber zugleich, noch einen langen Weg vor sich zu haben, um jegliche Form der Diskriminierung zu beseitigen. Hochemotional war anschließend die Lesung von Nuna Stojka aus Texten ihrer verstorbenen Schwiegermutter Ceija Stojka, die als Kind mit ihren Geschwistern und ihrer Mutter im KZ Auschwitz inhaftiert war. Als Überlebende schrieb sie ihre schmerzvollen Erfahrungen als Nie-wieder-Weckruf nieder.

Diverse Musiker, darunter etwa Romano Rath oder die Leon Berger Band, sorgten dafür, dass die Jubiläumsfeier zu einem stimmungsvollen, von Optimismus getränkten Fest wurde.