Andächtige Stille herrschte am Freitagabend im Waldhofsaal im Südbahnhotel am Semmering. Auf der Bühne saß Johannes Silberschneider. Tief über ein Mikrofon gebeugt, las der Schauspieler vor dem ausverkauften Saal aus Joseph Roths Roman „Kapuzinergruft“ vor. Silberschneider versetzt das Publikum schon nach wenigen Zeilen in die Zeit um die Jahrhundertwende. Er erzählt mit düsterer Miene und feiner Zunge vom Leben des Protagonisten Franz Ferdinand Trotta. Die dunkelrot tapezierten und mit Holz vertäfelten Wände des Waldhofsaals und die gedimmten Luster lassen den Zuschauer in die Zeit von der Donaumonarchie bis hin ins Jahr 1938 eintauchen. Begleitet wurde Silberschneider von Ute Groh am Cello und Claudia Micheletti am Klavier. „Zum Glück konnten wir kurzfristig ins Südbahnhotel ausweichen. Die Räume hier verleihen den Veranstaltungen einen besonderen Charme“, sagt Intendant Florian Krumpöck.