Hohe Kosten, überbordende Bürokratie, Facharbeitermangel und mehr: Die Sorgen und Nöte der kleinen Unternehmerin plagen Sylvia Sailer, Chefin des Leobener Schlüsseldiensts und Geschenkwarenladens Lausecker, wie die meisten der insgesamt etwa 1500 Kleinunternehmen in Gewerbe und Handel in der Region Leoben.

"Es fehlen häufig zündende Geschäftsideen"

Jammern ist Sailers Sache nicht. Pointierte Kritik sehr wohl. "Ich habe das Gefühl, dass wir uns in Österreich zu Tode regulieren. Die bürokratischen Hürden sind manchmal echt extrem und hindern uns am Vorankommen", findet Sailer. Viele würden sich nicht über einen Sprung ins selbstständige Unternehmerdasein schlicht "drüber trauen": "Und es fehlen auch häufig zündende Geschäftsideen."

Die Teuerungen spüre man freilich auch an allen Ecken und Enden, etwa auch an dem Umstand, dass bei den Kunden die Geldbörse bei Weitem nicht mehr so locker sitze wie früher. Auch abseits der jüngsten Teuerungswellen sei der finanzielle Druck für Unternehmer nicht klein: "Eine Erleichterung bei den Fixkosten" steht dementsprechend schon auf ihrer "Wunschliste".

Familienunternehmen in dritter Generation

Sailer (47) führt das Familienunternehmen in der dritten Generation – mittlerweile gemeinsam mit ihrem Mann Robert, der vorher in der Industrie gearbeitet hat und ihrem Sohn Raphael, der die HTL-Matura absolvierte. Und Mitarbeiterin Sabine komplettiert als gute Freundin den Betrieb. Es sind zwei Vollzeit- und zwei Teilzeitkräfte.

Ihr Start ins Unternehmerdasein, als sie 2012 das Geschäft von ihrer Mutter übernommen hat, sei nicht einfach gewesen, aber sie habe es geschafft, sich weiter gut zu behaupten. "Aufhören war für mich nie eine Option", sagt sie. Und das bleibe auch so. "Man muss die Schwierigkeiten als Herausforderung betrachten, sonst würde man den Hut draufhauen", so Sailer. Wobei sie schon einräumt: "Das alles ist nur als Familienbetrieb zu stemmen, weil wir zusammenhalten und so gegen die Konkurrenz standhalten."

Was ihr auffällt und auch stört: "Die mangelnde Wertschätzung, die manche Kunden den Fachleuten entgegenbringen. Vielen scheint es überhaupt nicht so bewusst zu sein, wie wichtig Handel und Dienstleister sind", meint Sailer. Trotz allem arbeite sie extrem gern: "Auch wenn es einem die Leute mit ihrer Art nicht immer leicht machen."

"Jemanden auszubilden, ist fast nicht mehr möglich"

Sie selbst habe das Glück, dass ihr Sohn in das Geschäft hineingewachsen sei. Denn: "Jemanden auszubilden, ist für einen kleinen Betrieb fast nicht mehr möglich. Du hast die Zeit einfach nicht mehr und brauchst jemanden in der Firma, der von Anfang an voll angreifen kann." In der Schlosserei hätten ihre Eltern früher viele Lehrlinge ausgebildet.

Ende der 1990er-Jahre habe sich das allerdings komplett aufgehört. Verschärft werde der Nachwuchsmangel dadurch, dass gut ausgebildete Leute oft von großen Konzernen abgeworben würden, die höhere Löhne zahlen können.