Das Team der Suchtberatung Obersteiermark hat alle Hände voll zu tun, und die Arbeit wird jedenfalls nicht weniger. Umso erfreulicher finden es Siegfried Luttenberger, der als Leiter der Einrichtung bald in Pension geht, und sein designierter Nachfolger Kamil Kaminski, dass die Räumlichkeiten in der Leobener Krottendorfergasse nun barrierefrei sind.

Endlich, könnte man meinen: "Im Sommer 2013 sind wir hierhergezogen und im Oktober des vergangenen Jahres haben wir den Lift in den ersten Stock bekommen", freut sich Luttenberger. Die steile Treppe habe sich in den Jahren davor oft als schier unüberwindliche Hürde entpuppt.

Unbekanntes Rauschrisiko bis zu verfestigter Sucht

Und das, obwohl man sich redlich bemüht, potenziellen Klienten möglichst alle Hemmschwellen aus dem Weg zu räumen, um sie am Hilfsangebot teilhaben zu lassen. Die Bandbreite sei groß: "Das geht von Jugendlichen, die sich beim Konsumieren von Substanzen des Rauschrisikos oft noch überhaupt nicht bewusst sind bis hin zu Menschen, die schon verfestigte Suchtproblematiken und eine lange Geschichte mit diesem Thema haben", so Luttenberger.

Die Aufgabe der Suchtberatung sei es, herauszufinden, in welche Form der weiterführenden Beratung, Betreuung und Hilfe der Klient passen könnte: "Wesentlich ist auch, das vorhandene Problem so weit zu stabilisieren, dass eine längerfristige Integration des Klienten wieder möglich ist", meint Luttenberger.

Zentral sei aber nicht nur das Beheben von Suchtproblemen, sondern auch das Verhindern derselben: "Man vergisst gerne, dass unsere Arbeit einen starken Präventivcharakter hat und dem Gesundheitssystem auch vieles an weiteren Kosten erspart", bemerkt Kaminski. Dementsprechend wichtig sei es, mögliche Problematiken zu erkennen, einzuräumen und zu bearbeiten.

Trotzdem "funktionieren" im Alltag

Das Erkennen von Problemlagen sei manchmal alleine deshalb schwierig, weil Menschen mit Suchtproblemen im Alltag trotzdem "funktionieren" würden – und ihre Probleme deshalb gar nicht offen zutage treten, wie Kaminski erklärt. "Sie gehen einer geregelten Arbeit nach, haben Familie und sind in Strukturen eingebettet." Häufig kommen Probleme erst ans Tageslicht, wenn diese Fixpunkte rundherum wegfallen.

Ein drohender Verlust dieser Strukturen würde etliche Menschen dazu bringen, sich professionelle Hilfe zu holen. "Wichtig ist aber, dass es neben dem Druck, der dadurch entsteht, im persönlichen Umfeld wertschätzende Unterstützung gibt", so Luttenberger und Kaminski.

Oft sehr früher Kontakt mit diversen Drogen

Mit 61 Prozent seien mehr Männer als Frauen in Behandlung: "Derzeit sind 353 Personen aus dem Bezirk Leoben und der gesamten Obersteiermark bei uns." Gestiegen seien Fälle von Spiel- und Alkoholsucht. Auffällig sei aber, dass Jugendliche manchmal schon sehr früh zumindest in Kontakt mit schweren Drogen kommen: "Oft sind es kleine Auffälligkeiten im Verhalten, etwa an der Schule, die zu ersten Gesprächen führen. Dann kommt man oft darauf, was sie schon alles ausprobiert haben", erzählen Luttenberger und Kaminski.

In vielen Fällen seien sich die Mädchen und Buben gar nicht bewusst, was für Folgen diese Versuche haben können. "Gerade Mädchen sind da doch recht gefährdet. Sie haben oft ältere Freunde oder Bekannte und dann hat jemand was mit und sagt 'probier das mal aus, das ist lässig'. Das ist halt ein bisschen wenig an Aufklärung", meint Kaminski.