Dass bei AT&S in Leoben-Hinterberg fleißig gebaut wird, ist kaum zu übersehen. Neben dem Ausbau für ein neues Forschungs- und Entwicklungszentrum oder der Errichtung eines Parkhauses für Mitarbeiter, wurden nun ganz neue Pläne bekannt, die man eher weniger mit einem Technologiekonzern in Verbindung bringen würde: ein Glaubensraum für Mitarbeiter.

Die Option werde gegenwärtig geprüft, wie Gerald Reischl, AT&S-Kommunikationschef, bestätigt: "Es geht dabei um einen multireligiösen Glaubensraum, nach Vorbild vieler großer Flughäfen", sagt Reischl und führt weiter aus: "Wir sehen das als Zeichen des Respekts unseren Mitarbeitern gegenüber und versuchen, unseren Kollegen, die aus der ganzen Welt zu uns nach Leoben kommen, ein Umfeld zu bieten, in dem sie sich wohlfühlen."

Mitarbeiter aus 61 Nationen

Immerhin seien am Standort in Leoben-Hinterberg unter den rund 1500 Mitarbeitern 61 Nationen vertreten. Neben Personen aus Österreich, die den Großteil ausmachen, sind es vor allem Mitarbeiter aus Deutschland, Rumänien, Slowenien, Ungarn, Kroatien, von den Philippinen und Bosnien, die das Team verstärken – ebenso wie Mitarbeiter aus Indien, China und Malaysia, aber auch einige "Exoten" aus Samoa, Somalia, Australien, Sri Lanka, Bolivien oder Kirgistan.

Gelebte Multikulturalität

Diese Multikulturalität soll als Vorteil genutzt werden: "Wir wollen diese Internationalität leben und den Kollegen das Gefühl geben, dass wir sie respektieren und sie ihre Kultur weiterleben können", betont Reischl. Gleichzeitig werde das Zusammenwachsen gefördert. So gebe es Ideen, die verschiedenen Nation künftig in der Kantine kulinarisch zu repräsentieren.

Bereits umgesetzt werden interkulturelle Workshops, die interessante Aspekte zum Vorschein bringen würden. Zum Beispiel, dass das Konzept von Höflichkeit oder Pünktlichkeit je Kultur unterschiedlich verstanden wird oder auch, dass ein Nein in Indien einer Beleidigung gleichen würde. "Das ist natürlich auch für die Kommunikation innerhalb des Unternehmens wichtig zu wissen", so Reischl.

"Das war Österreich für mich"

Unterschiede, über die auch Mohith Bopanna vielfach zu berichten weiß. Der gebürtige Inder lebt seit 2006 in St. Michael und ist bei der AT&S als leitender Angestellter tätig. Ursprünglich war es seine Frau, die nach Österreich gekommen ist, wo er sie regelmäßig besucht hat. Was er besonders schätzt: "Die Luft, das Wasser und die Berge, dafür lebe ich", sagt Bopanna.

Und noch etwas macht Österreich für ihn besonders: "Als wir nach St. Michael gekommen sind, hat uns ein Freund ein Haus zur Verfügung gestellt. Als ich gefragt habe, was ich mitbringen soll, hat er gemeint: 'deine Koffer'. Alles andere war dort. Das war Österreich für mich."

Die eigene Blase verlassen

Für Andrea Casto aus Mailand ist es der Respekt gegenüber anderen, der ihm besonders an Österreich gefällt. Bei einem ursprünglichen "Testlauf" hat er sich in Graz und die Menschen verliebt und entschieden, länger zu bleiben. Mittlerweile ist er seit drei Jahren bei der AT&S in Leoben-Hinterberg als Projektleiter tätig.

Was es braucht, um sich in einer neuen Umgebung gut einzufinden – egal ob im beruflichen oder im privaten Umfeld – darin sind sich beide einig: Es brauche Zeit, aber wichtig sei es, hinauszugehen, die eigene Blase zu verlassen und neue Freundschaften – mit Einheimischen – zu schließen.