Die einen kommen, die anderen gehen. Einer kam – und blieb. Seit 23 Jahren ist Abdullah Aydin eine fixe Größe in der Montanstadt. Damals war er einer der ersten, der den Leobenern Kebab auf den Teller – oder besser in die Alufolie – brachte. Dreimal wechselte Aydin mit seinem Kebab-Geschäft den Standort. Zuerst war es in der Waasenstraße, dann in der Homanngasse, wo es sich nach wie vor befindet – allerdings auf der gegenüberliegenden Straßenseite.

Aydin ist in Leoben „eine Legende“, wie sein jüngster Sohn Ferhat meint. Und man muss ihm recht geben. Es gibt vom Schüler über Studenten bis zum Berufstätigen oder Pensionisten niemanden in Leoben, der nicht zumindest einmal Aydins Döner Kebab verzehrt hat.

Er wetzt seine Messer weiter

Wie lange Abdullah Aydin in seinem Laden noch die Messer wetzen wird, um das Fleisch von den Dönerspießen zu schaben, weiß er noch nicht: „Ich bin jetzt 61 Jahre alt. Ich denke, ich werde noch drei oder vier Jahre weitermachen. Schauen wir einmal“, meint Aydin mit einem fröhlichen Grinsen im Gesicht.

Leichter sei das Geschäft in den vergangenen Jahren nicht geworden. Aber Aydin lässt sich seinen Optimismus nicht nehmen. „Seit der Coronapandemie ist es schwierig. Durch die ganzen Krisen ist alles teurer geworden, aber der Lohn der Leute ist gleich geblieben. Da ist für viele die Frage, wie sich das ausgehen soll“, meint Aydin.

Abdullah Aydin mit seinem jüngsten Sohn Ferhat, der im Geschäft auch immer wieder mit anpackt
Abdullah Aydin mit seinem jüngsten Sohn Ferhat, der im Geschäft auch immer wieder mit anpackt © Andreas Schöberl-Negishi

Mittlerweile sei es wieder besser geworden: „Zum Leben reicht es“, meint Aydin. Nicht zuletzt läuft der Laden, weil wirklich die gesamte Familie an einem Strang zieht und zusammen hilft. So steht nicht nur Aydins Frau Sultan fast immer hinter der Theke. Auch seine drei Söhne Ömer, Metin und Ferhat greifen immer wieder tatkräftig mit an.

Und das, obwohl sie freilich alle eigene Berufe haben. Ömer ist Ingenieur und in der Voestalpine für Ideenmanagement zuständig, Metin ist Diplomingenieur und arbeitet am Semmering-Basistunnel und Ferhat ist Dolmetscher für das Innenministerium und arbeitet auch als Busfahrer.

Was macht denn Aydins Kebab so besonders und hebt ihn von den mittlerweile unzähligen Mitbewerbern ab? „Mein Vater ist einer der wenigen, der das Fleisch nicht mit einem elektrischen Messer, sondern noch händisch mit dem Messer schneidet. Da bleibt das Fleisch saftiger“, weiß Ferhat. Auch die Qualität des Fleisches und des selbst gemachten Fladenbrotes sei entscheidend: „Wir haben seit 23 Jahren, also von Beginn an – denselben Fleischlieferanten.“

Gassenverkauf versus Lieferservice

Es seien weniger die vielen anderen Kebabläden, die das Geschäft schwieriger gemacht hätten. Vielmehr habe das Thema Lieferservice die Gemengelage verschoben: „Der Gassenverkauf ist zurückgegangen. Früher sind Leute von daheim gekommen, mit ihrem Auto vorgefahren, und haben das Essen mitgenommen. Heutzutage sind alle viel bequemer und lassen sich alles liefern. Wenn du keinen Lieferservice anbietest wie wir, spürst du das“, erklärt Ferhat.

Als er aus der Türkei auswanderte, dockte Abdullah Aydin zuerst in Deutschland an, wo er in einer Fabrik arbeitete. „1992 bin ich nach Leoben gekommen“, erinnert er sich. Zwei Jahre lang arbeitete er bei der Voestalpine Donawitz im Bereich Schienen. Dann machte er sich mit dem Kebab-Geschäft selbstständig. Ob seine Söhne diese Tradition nach seiner Pensionierung weiterführen werden, sei noch offen.