Es ist schon allein wegen seiner Geschichte einzigartig - nicht nur für Graz. 1956 wurde in der Stubenberggasse das "Feinkost Mild" als Greißlerei eröffnet, von den Großeltern des jetzigen Betreibers Thomas Pagel. Zur richtig legendären Wind'n, in der Künstlerinnen und Künstler oder Studierende auf die Arbeiterschicht trafen, wurde das Mild dann unter der Führung von Rosi Mild und ihren Schwestern Edith und Sieglinde (Pagels Mutter). Das Mild war Anlaufpunkt für Nachtschwärmerinnen und Nachtschwärmer, aber auch für Leute, die am Wochenende oder am Abend nicht mehr zum Einkaufen gekommen sind, im Geschäft bekam man neben Aufstrichen und einem beliebten Schweinsbraten auch Nudeln und Tomatensauce, Fertiggerichte und mehr.

2016 ist die legendäre Rosi Mild, bis kurz vor ihrem Tod noch die gute Seele des Lokals, verstorben. Übernommen hatte es aber schon 2010 Thomas Pagel - und ihm ist es mit viel Fingerspitzengefühl gelungen, aus der Wind'n einen sehr beliebten und angesagten, aber bewusst nicht hippen, Treffpunkt zu machen, in dem sich alle wohlfühlen.

Eine Legende in Graz: Rosi Mild auf einem Archivfoto, das anlässlich ihres 70. Geburtstags entstand
Eine Legende in Graz: Rosi Mild auf einem Archivfoto, das anlässlich ihres 70. Geburtstags entstand © Kleine Zeitung/Kanizaj

Zeit, einmal wieder vorbeizuschauen - vor allem, weil es uns frühabends endlich einmal gelingt, einen Sitzplatz im Freien zu ergattern. Kulinarisch dreht sich im Mild alles um feine Sandwiches, die nach den Mitarbeitern benannt sind. "Der Krusch" (9,10 Euro) etwa erinnert an den legendären Mild-Schweinsbraten, kommt mit (viel!) Dijonsenf und Essiggurkerl aber frisch-säuerlich daher. Für Vegetarier gibt es "Die Yasi" (ebenfalls 9,10 Euro) mit orientalischem vegetarischen Sojahack, Joghurt-Minz-Sauce und Gurken-Tomatensalat - auch gut, aber beim Veggie-Hack ist noch Luft nach oben, von der Konsistenz erinnert es in Verbindung mit dem Joghurt an einen Bulgursalat. Immer super dazu: Die knusprigen Pommes, die reichlich dazu serviert werden.

Umfangreich ist die Auswahl an alkoholischen Getränken: Es gibt gleich fünf Biere vom Fass (4,40-5,10 für ein großes, 3,80-4,40 für ein kleines). Man kann - so steht es wortwörtlich in der Karte - aber auch "Dosenbier saufen", nämlich tolle Pale Ales von Bevog und Alefried. Dann gibt's noch ein paar ausgewählte Flaschenbiere und als Spezialität ein Sauerbier von Alefried (steht unter "Traust dich nie" auf der Karte - wir müssen erst noch Mut fassen). Eine weitere Besonderheit: Unter dem Titel "Lass die Blumen auf der Wiese" gibt es "Vasen" (man könnte sie auch Pitcher nennen) mit verschiedenen Spritzern zum Teilen (oder auch nicht).

Draußen sitzen ist super, aber hineingehen sollte man auch unbedingt - die Innenräume, die vor ein paar Jahren nochmals erweitert wurden, sind eine gelungene Mischung aus Tradition und Neuem, immer wieder gibt's auch Ausstellungen von tollen Künstlerinnen und Künstlern. Schließen wir mit den Öffnungszeiten - und dem dazu passenden Spruch, der längere Zeit in die Auslage geklebt war: "Zeit im Mild statt Zeit im Bild".

Sandwichclub im Mild: Kontakt und Öffnungszeiten

Sandwichclub im Mild. Stubenberggasse 7, 8010 Graz.
Dienstag bis Samstag von 17 bis 24 Uhr (Küche bis 22 Uhr).
Telefon: 0660-122 66 99
E-Mail: post@feinkostmild.at
www.feinkostmild.at
www.instagram.com/feinkostmild