"Für mich heißt Inklusion, dass ich als Mensch mit Behinderung gut durchs Leben komme", so klar und logisch formuliert es Thomas Grabner. Er lebt mit einer spastischen Diplegie und nutzt daher Krücken und einen Rollstuhl zur Fortbewegung – und er ist Selbstvertreter und Berater beim Verein "Wegweiser". Die dritte Grazer Woche der Inklusion (3. bis 9. Juli in Graz), die er mit anderen am Montag im – barrierefreien – Trauungssaal des Grazer Rathauses vorstellte, ist für ihn eine Aktion, die vor allem Sensibilisierung bringe: "Man muss Menschen mit Behinderung ja nicht als arme Menschen wahrnehmen – auch sie haben ihre Stärken."

Inklusion, auch im Schaufenster

Von 3. bis 9. Juli gibt es in Graz ein umfangreiches Programm, das vom Flashmob und Gartenfest über Blindentennis oder inklusive Museumsführungen bis hin zum Selbstbehauptungsworkshop reicht. Oder zu inklusiver Schaufenstergestaltung: "13 Betriebe machen heuer mit und werden in ihren Auslagen Inklusion darstellen, etwa mit Schaufensterpuppen im Rollstuhl oder mit Blindenstock", erzählt Projektorganisatorin und Elternvertreterin Selina Schenkel. Auch hier müsse sie immer wieder Barrieren überwinden – doch sie überzeuge die Geschäftsleute stets mit einem bestechenden Argument: "Sie können maximal mehr Kundinnen und Kunden dazugewinnen."

Städtische Strategie 

Gedacht ist das Programm der Woche der Inklusion für alle, ob mit oder ohne Behinderung – viele würden oft gar nicht wissen, was für ein breites, vielfältiges Angebot Graz habe, sagt auch Wolfgang Palle, der Behindertenbeauftragte der Stadt. In vielen Dingen sei Graz sogar Vorreiter – so habe man sich 2014 als erste Stadt zur Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung bekannt. Man arbeite an einer Inklusionsstrategie, und mit den neuen Straßenbahnen würde der öffentliche Verkehr gänzlich barrierefrei. Und doch: "Wenn Sie einmal einen Tag mit einem Rollstuhlnutzer unterwegs sind, dann merken sie, wie viel nach wie vor nicht passt." Als Beispiel nennt er etwa die Gastgärten, von denen viele nach wie vor nicht barrierefrei seien.

Vorreiterstadt 

Veranstaltet wird die Woche der Inklusion von mehreren Trägervereinen, unterstützt wird sie von der Stadt Graz. "Denn nicht die Menschen müssen sich an die Stadt anpassen, sondern die Stadt an die Menschen", erklärt Inklusionsstadtrat Kurt Hohensinner (ÖVP), der Graz zu einer Vorreiterstadt in Sachen Inklusion machen möchte. Vieles sei schon gelungen, so seien die städtischen Schulen zu 90 Prozent barrierefrei, Projekte wie der Aktionsplan "Barrierefreie Innenstadt" und "Rampe Graz" hätten schon viel bewegt und auch im Sport sei mit "Move on to Inclusion" vieles gelungen – Ziel sei es, alle Sportvereine auch für Menschen mit Behinderung zugänglich zu machen. In einem Pilotprojekt arbeite man daran, auch Menschen mit weniger als 50 Prozent Arbeitsfähigkeit in den sogenannten "ersten Arbeitsmarkt" zu bringen: "Die Firmen bezahlen nur den Prozentsatz der Arbeitsfähigkeit, der Rest des Gehalts wird durch Förderungen aufgestockt."

Viele Maßnahmen für Menschen mit Behinderung würden schließlich allen Menschen zugutekommen, wie etwa der älteren Generation oder Familien mit kleinen Kindern (Kinderwägen), so Hohensinner: "Oft sind die Kosten sehr überschaubar, der gesellschaftliche Mehrwert dafür aber unglaublich groß."