Seit dem letzten "Auto:frei:tag" in der Elisabethinergasse im Grazer Bezirk Gries parkt in der anliegenden Kernstockgasse - die diesen Namen im Übrigen nicht mehr lange tragen wird - ein ganz besonderes Auto: Aktivistinnen und Aktivisten haben ein altes Cabrio in der blauen Zone abgestellt, den Fahrersitz ausgebaut, das Fahrzeug mit Sand gefüllt und zu einem Kinderspielplatz umfunktioniert. Seit Freitag spielen nun täglich Kinder auf dem "Cabrio-Strand". Passanten, die das Gefährt erblicken, schmunzeln und machen Fotos.

Organisator: "Unfairere Platzverteilung"

Einer der Organisatoren, Jennes Menger (36), der auch schon mehrere Auto:Frei:Tage mit-organisiert hat, erklärt den Sinn der Aktion: "Wir wollen auf die unfaire Platzverteilung in der Stadt aufmerksam machen - für Kinder gibt es recht wenig Platz, für Autos sehr viel." Schon in den ersten Tagen sei die Aktion gut angekommen: "Jeden Tag spielen Kinder im Auto, wir zeigen, wie man die vielen Parkflächen anders nutzen kann." 

Jennes Menger (36) ist einer der Organisatoren der Aktion
Jennes Menger (36) ist einer der Organisatoren der Aktion © Philipp Axmann

Bereits Anzeige eingegangen

Das Auto steht mit einer Anrainer-Ausnahmegenehmigung in der blauen Zone. Kosten: ca. zehn Euro pro Woche. Rechtlich möglich ist das ganze, weil das Auto fahrtüchtig ist, wie Menger erzählt: "Wir können jederzeit den Sand herausholen und den Fahrersitz wieder einbauen, sonst wäre es nicht erlaubt." Anscheinend sind aber nicht alle dieser juristischen Meinung: "Wir wurden von der Polizei schon über eine Anzeige verständigt, aber genaueres wissen wir noch nicht." 

Schon seit vergangenem Jahr trugen Aktivisten und die Stadt Graz einen Rechtsstreit aus: Die Stadt wollte es verbieten, dass ein zweispuriges Lastenrad auf Parkplätzen abgestellt wird - ohne Erfolg. Und auch im Jänner dieses Jahres ist ein neuer Streit über eine "fahrende Bierbank" entstanden.

Robert Pressl (links im Bild) und Nadir Alićević freuen sich über die Idee
Robert Pressl (links im Bild) und Nadir Alićević freuen sich über die Idee © Philipp Axmann

Anrainer: "Es fehlt nur noch der Sonnenschirm!"

Und was sagen die Anrainer zu der Aktion? Gute Idee oder Verschwendung eines Parkplatzes? Nadir Alićević (17) ist begeistert: "Es ist eine fantastische Idee und schaut super aus. Wir brauchen mehr Platz für die Kinder in der Stadt und weniger für die Autos." 

Ganz ähnlich sieht das Ursula, die sich aufgrund des Berichts der Kleinen Zeitung ein Bild machen wollte: "Es ist eine brillante Aktion! Die Stadt gehört der Allgemeinheit, es sollen auch alle etwas vom Platz haben." Für sie ist klar: "Die Parkgebühren sind im Vergleich zu den Öffi-Preisen ein Witz, man zahlt 2,50€ für eine Woche parken." Besonders gefällt ihr an dem Projekt: "Dass es kein wütender Protest, sondern eine witzige Aktion ist!"

Robert Pressl kann da nur zustimmen: "Eine großartige Idee, es fehlt nur noch der Sonnenschirm in der Mitte!" Pressl sieht aber auch den Ernst der Aktion: "Platzverteilung ist ein wichtiges Thema für die Stadt, Graz hat in den letzten Jahrzehnten alles getan, damit sich Autofahrer wohlfühlen. Wenn wir wirklich klimaneutral sein wollen, kann das so nicht weitergehen." 

Der "Cabrio-Strand" steht aktuell in der Kernstockgasse
Der "Cabrio-Strand" steht aktuell in der Kernstockgasse © Philipp Axmann

Jeder kann den Cabrio-Strand vor die eigene Tür holen

Bis 5. August bleibt der Cabrio-Strand noch in der Kernstockgasse, als nächstes kommt er "wahrscheinlich in der Griesgasse", wie Menger verrät. Bis Ende Oktober soll die Aktion noch laufen, wer das Auto vor die eigene Haustür stellen will, kann sich bei den Organisatoren melden: info@cabriostrand.net. Kosten: 2,50 Euro pro Woche. Einzige Vorrausetzung: Der Parkplatz muss in der Parkzone 2 liegen: also innerhalb von Grieskai – Lendkai – Keplerstraße – Volksgartenstraße – Elisabethinergasse – Albert-Schweitzer-Gasse – Stadlgasse.