Es klingt nicht nur ziemlich verrückt, sondern ist es wohl auch: Ein selbst gebauter Zirkus im Grünen, der noch dazu keine Manege im herkömmlichen Sinn ist. „Meinen Bruder hat die Idee des Zirkus schon fasziniert, als er noch ganz klein war“, erzählt Michael Prattes. Besagter Bruder, nämlich Stephan Prattes, lebt inzwischen schon seit vielen Jahren in Berlin, wo er als Regisseur und Bühnenbildner arbeitet und unter anderem die Geschwister Pfister ausstattet – die Liebe zum Zirkus hat ihn dabei aber nie losgelassen. Und als er bei einem Heimatbesuch mit Michael, hauptberuflich Universitätslektor, am wunderschönen, idyllisch am Waldrand gelegenen Pfarrplatz von Mariagrün stand, da war den beiden klar: „Hier soll unser Zirkus entstehen.“

Gesagt, getan. Mit der Unterstützung der Großfamilie, aber auch der Bevölkerung im Stadt-Dorf Mariagrün, setzten die beiden Brüder, sie sind zwei von neun (!) Kinder des Diakons Rudi Prattes und seiner Frau Anni, in den letzten Wochen ihren Bubentraum um. Nach dem Vorbild der Berliner „Bar jeder Vernunft“ und des „Tipi am Kanzleramt“ schufen sie einen Theaterort, der die Magie eines Zirkus versprüht – samt Zirkusdach, duftendem Hackschnitzelboden und echtem Vogelgezwitscher als Sound-Effect. Große Teile davon, etwa die Holzkonstruktionen von Bühnen und des Backstage-Bereichs, bauten sie selbst, das Zirkusdach wurde von einer Spezialfirma für den Sommer angemietet, für Stimmung sorgen eine professionelle Tontechnik und haufenweise Lichter – „dafür mussten wir eine Starkstromleitung legen“, grinsen die beiden.

Zirkus Prattes: Das steht auf dem Programm

Seit der großen Eröffnungsgala am letzten Wochenende, zu der die Neo-Zirkusdirektoren stolze 1200 Besucherinnen und Besucher begrüßen durften, heißt es nun über den Sommer elf Mal „Manege frei!“. Artisten und Clowns wird man im "Zirkus Prattes" aber vergeblich suchen. Hinter dem nicht nur für Graz äußerst ungewöhnlichen Konzept verbirgt sich eine Freiluft-Bühne, die die beiden mit einem Mix aus Musik und Comedy bespielen. „Wir vereinbaren alle Genres der guten, gehobenen, aber auch abgefahrenen Unterhaltung“, fasst Stephan Prattes zusammen. Er bringt durch seine Kontakte aus Deutschland Bühnenstars wie Katharine Merling (16. Juli; die zur Eröffnung auch einen „Zirkus Prattes“-Song vorstellte) nach Graz.

Auftreten werden etwa die Shenanigans (9. Juli), Eddie Luis, der auch als musikalischer Leiter fungiert (15. Juli), Etta Scollo (6. August), die Poxrucker Sisters (13. August), Irmgard Knef (20. August) oder Bernhard Murg und Stefano Bernardin (2. September) – vieles davon ist nur durch persönliche Kontakte zustande gekommen.

Die Brüder Stephan und Michael Prattes
Die Brüder Stephan und Michael Prattes © Manuel Hanschitz

Manege frei ab 3. Juli

"Manege frei!" hieß es am 3. Juli mit einer ausverkauften Gala, bei der viele der Stars auch schon zu Kurzauftritten kommen – und noch weitere, wie der jodelnde Japaner Takeo Ishi, Hans Hermann Thielke aus dem "Quatsch Comedy Club" oder der ukrainische Zirkusartist Sergey Timofeev.

Infos zu Karten, Crowdfunding und Projekt findet man unter www.zirkusprattes.at.