Bekannter Backhendlwirt mit zehn Buchstaben? Gäbe es eine eigene Ausgabe des Kreuzworträtsels für Graz und das Umland, wäre eine Antwort naheliegend: Griesbauer. Das Gasthaus im Schaftal zieht seit Generationen Gäste an, die vor den Toren der Landeshauptstadt in der Gemeinde Kainbach bei Graz nicht nur frische Luft, sondern auch Klassiker wie Backhendl, Fritattensuppe, Schweinsbraten oder Malakofftorte genießen möchten. Neben den Ausflüglern sind es Familienrunden, die dort gern nach einer Taufe oder Erstkommunion zusammensitzen. Grund zu feiern hat 2024 allerdings auch das Lokal selbst: Der 100. Geburtstag steht heuer an.

Backhendl, wie es beim Griesbauer auf den Tisch kommt
Backhendl, wie es beim Griesbauer auf den Tisch kommt © KK

100 Jahre Familiengeschichte

100 Jahre Griesbauer sind auch 100 Jahre Familiengeschichte. „Mein Großvater David und seine Frau Frieda haben 1924 gemeinsam das Gasthaus eröffnet“, erzählt die aktuelle Griesbauer-Chefin Renate Lackner. Schon im 18. Jahrhundert hatte es vor Ort eine Gaststätte gegeben, die Familie setzte die Tradition fort. Die große angeschlossene Landwirtschaft lieferte dabei auch in schwierigen Zeiten rund um den Zweiten Weltkrieg vieles, was in den Geschäften kaum zu haben war. „Das Getreide für das Brot haben sie selbst angebaut, Gemüse geerntet, Fleisch kam aus eigener Produktion“, weiß Lackner. Das Haus war dabei nicht nur Gaststätte, sondern Dorfzentrum. Dort kehrte man ein, kaufte Tabakwaren ein und wurde mit den neuesten Nachrichten versorgt.

Die Töchter Rosi und Steffi, älteren Semestern vielleicht auch noch als die „Griesbauer-Zwillinge“ bekannt, traten schließlich schon im Teenageralter in die Fußstapfen ihrer Eltern. Das Backhendl etablierten sie als Spezialität, für die man den Weg ins Schaftal auf sich nahm. „Viele Stammgäste kennen meine Mama und meine Tante noch, sie sind nach wie vor im Haus, jetzt allerdings nur noch zum Kartenspielen“, erzählt Lackner schmunzelnd.

Neue Ideen

Sie selbst ging im ersten Anlauf andere berufliche Wege. „Ich bin aber im Gasthaus aufgewachsen. Mitgearbeitet haben wir sowieso immer“, erzählt die Wirtin. Wissen und Erfahrung waren da, nach den formal notwendigen Prüfungen übernahm Renate Lackner 2005 den Betrieb, wo heute rund 300 Gäste im Gastgarten und 130 Personen in der Gaststube bewirtet werden können. 2006 wurde die Küche umgebaut. „Bis dahin wurde nur am Tischherd gekocht“, erinnert sie sich. Tradition, Tischherd und Anerkennung für das, was die vorangegangenen Generationen aufgebaut haben, blieben, moderne Küchengeräte und neue Ideen kamen und kommen dazu.

Dazu zählt etwa der 6000 Quadratmeter große Spielplatz samt Motorik-Parcours, der in der Coronazeit erweitert wurde. Im nahen Wald gibt es seit dem Vorjahr einen 1,5 Kilometer langen Walderlebnispfad, wo man beim Kastaniengolf oder bei der Holzkugelbahn seine Geschicklichkeit unter Beweis stellen kann. „Wir wollen einfach einen Platz schaffen, wo die Leute Energie und Lebensfreude tanken können“, unterstreicht Lackner.

Zu den Menschen, die ihr dabei zur Seite stehen, gehören Cousine Lisi, seit 40 Jahren der gute Geist im Service, und Hildegard Gottsbacher, die bereits seit Jahrzehnten in der Küche werkt. Und auch die vierte Generation der Familie packt im Hintergrund bereits mit an. Gastrokrise? „Ja, es ist nicht einfach. Aber mit Zusammenhalt und dem Willen, sich auf Neues einzulassen, klappt es“, verrät die Griesbauer-Wirtin ihr Erfolgsrezept.