Erst dieser Tage habe ihn eine Firma aus Deutschland kontaktiert und um Hilfe gebeten. Parallel sei er mit einem steirischen Kunden in Kontakt, „der massive Probleme hat, neue Mitarbeiter zu finden, die noch Nacht- oder Wochenenddienste machen wollen“, verrät Florian Simon. Der 51-Jährige leitet die Grazer Firma „Wertschaetzung.at“ – und der Name ist Programm: Simon berät Unternehmen, wie sie das Arbeitsklima nachhaltig fördern können. Denn Simon ist sich sicher: „Wertschätzung ist die Währung der Zukunft. Diese provokante These habe ich schon vor drei Jahren aufgestellt, heute aber trifft sie mehr denn je zu. Der Erfolg einer Firma hängt unmittelbar von der Zufriedenheit der Mitarbeiter ab.“

Die Arbeitswelt ist im Umbruch: Die Suche nach Mitarbeitern gleicht in vielen Branchen jener nach der Nadel im Heuhaufen. Basierend auf einem über Jahrzehnte gewachsenen Wohlstand und befeuert durch die multiplen Krisen der vergangenen Jahre, welche jungen Menschen manche Illusion und die Lust aufs berufliche Hamsterrad genommen haben, erfahren Work-Life-Balance und Homeoffice-Tätigkeiten ungeahnten Zulauf.

Florian Simon: Vom Handballprofi zum Experten für Wertschätzung
Florian Simon: Vom Handballprofi zum Experten für Wertschätzung © www.wolfganghummer.com

„Im Zuge dieses Umbruchs und des Arbeitskräftemangels ist den Firmen bewusst geworden, wie wichtig Mitarbeiterzufriedenheit ist“, weiß Florian Simon. Am eigenen Leib habe er dies einst als Handballprofi erfahren, „da war das Vertrauen des Trainers die Voraussetzung für eine Topleistung“. Heute hilft er Unternehmen, dies zu „trainieren“. Wie? „Führungskräfte sind meist rationale Menschen, also bringe ich anfangs oft Studien, die nachweislich zeigen, dass zufriedene Mitarbeiter produktiver und kreativer sind. Aber ich vermittle den Chefs auch: Wenn ihr das macht, wird euer Leben genauso leichter.“ Basis seines Coachings ist eine Ausstellung mit verschiedenen Stationen, die meist drei Wochen lang in stark frequentierten Zonen einer Firma installiert wird – und ein „Postamt“ für persönliche Mitteilungen oder eine „Bitte-Danke-Tür“ beinhaltet.

Trenkwalder-Ceo Mark Polllok
Trenkwalder-Ceo Mark Polllok © Trenkwalder

Beim Arbeitsmarktservice Steiermark (AMS) kann man das in doppelter Hinsicht bestätigen: Zum einen hat man Simon vor Jahren selbst kontaktiert, um intern das Klima zu verbessern. Das habe nachhaltig zur Bewusstseinsbildung innerhalb des AMS beigetragen, resümiert heute Yvonne Popper-Pieber als stellvertretende Landesgeschäftsführerin. „Positive Effekte bemerken wir auch anhand der Ergebnisse der regelmäßigen Befragungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“ Zum anderen spüre man natürlich bei der Vermittlung von Arbeitssuchenden, „dass Work-Life-Balance stark im Kommen ist. Man braucht dazu nur bei unserer Plattform ,allejobs.at‘ nach Vier-Tage-Wochen als Stichwort zu suchen“, so AMS-Sprecher Stefan Tauscher.

Das unterstreicht man auch bei Personaldienstleistern. Einer der größten ist „Trenkwalder“ mit Standorten in Graz und Gleisdorf genauso wie in Salzburg und Linz. „Die Work-Life-Balance hat spätestens seit der Corona-Pandemie generationenübergreifend einen hohen Stellenwert bei der Jobsuche bekommen. Die Tendenz ist eindeutig: Homeoffice ist gekommen, um zu bleiben“, weiß Trenkwalder-CEO Mark Pollok. Hinzu komme ein weiterer Umbruch, der momentan Arbeitnehmer wie Unternehmer gleichermaßen beschäftige: der digitale Wandel. „Viele nehmen bereits entsprechende Veränderungen in Arbeits- und Prozessabläufen wahr. So sind auch bei Trenkwalder fast alle Recruiting-Prozesse digital.“