Dass sie sich plötzlich auf der anderen Seite des Krankenhausbettes wiederfindet, hätte Oliva Knauß nicht gedacht. Die 25-Jährige war bis vor zwei Jahren Krankenpflegerin auf der Abteilung für Hämatologie am LKH Graz. Dann ging sie ausgedehnt auf Reisen und startete eine Ausbildung als Werbetexterin in Deutschland. Aber immer wieder hatte die Schladmingerin mit Erkältungen und zum Schluss auch Symptomen wie heftige Zahnfleischentzündungen mit Fieber zu kämpfen. „Durch meine Arbeit auf der Krebsstation wusste ich, was auf eine bösartige Erkrankung hinweisen könnte“, erzählt sie.

Im März erhielt die 25-Jährige dann die Diagnose: akute myeloische Leukämie (AML). Damit einher ging die Rückkehr auf ihre ehemalige Station, eben als Patientin. „Meine erste Reaktion war absolute Panik. Es fühlte sich wie ein Todesurteil an. Ich konnte mich plötzlich nur an Patientinnen und Patienten erinnern, die diese Erkrankung leider nicht überlebt haben.“ Auch die vielen gutgemeinten Anrufe und Nachrichten aus dem Familien- und Freundeskreis überforderten sie.

Ein Geburtstagsgeschenk für alle

Nach dem ersten Schock beschloss die Schladmingerin, mit ihrer Krankheit ganz offen umzugehen. Sie teilte ihre Geschichte auf Instagram: „Damit ich selbst die Kontrolle habe in einer Situation, die sich so unkontrollierbar anfühlt.“ Mittlerweile hat Knauß ihre erste Chemotherapie gut überstanden, ist aber noch im Krankenhaus. „Ich hatte mit Nebenwirkungen zu kämpfen und natürlich wenig Energie.“

Gleichzeitig ist die junge Frau aber auch voller Tatendrang. Brachte sie doch eine ehemalige Patientin, die AML bereits überstanden hat, auf eine Idee. Gemeinsam mit der österreichweiten Organisation „Geben für Leben“ veranstaltet sie nun am 26. April – an ihrem 26. Geburtstag – eine Typisierungsaktion in Schladming. „Wenn dadurch auch nur eine Person einen passenden Spender finden kann, wäre es das schönste Geburtstagsgeschenk für mich!“

Aufruf an alle zwischen 17 und 45 Jahren

Denn für bösartige Erkrankungen des Knochenmarks wie Leukämie „ist die einzige Heilungschance manchmal nur eine Stammzelltransplantation“. Die Suche nach einem passenden Spender ähnelt aber der Suche nach der berühmten Nadel im Heuhaufen. Eine weltweite Datenbank schafft dabei Abhilfe. „Je mehr Leute sich für diese Datenbank typisieren lassen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Match gefunden wird“, erklärt die Schladmingerin.

Sie brauche zwar selbst momentan keine Stammzellen, „wir suchen aber trotzdem ein Back-up, sollte die Chemo nicht reichen. Außerdem profitieren alle Menschen weltweit.“ Aufgerufen sind alle, die zwischen 17 und 45 Jahre alt sind (siehe Faktbox). Kosten entstehen keine, die Organisatoren freuen sich aber über eine Geldspende: „Die Einspielung der Wangenabstriche in die Datenbank kostet pro Test 40 Euro.“ Das wird vom Verein „Geben für Leben“ übernommen.

Mit im Boot ist auch Olivias Onkel Hans Knauß: „Die Stammzellen-Typisierung in Schladming finde ich großartig. Mit dieser Aktion kann jeder Spender zum Lebensretter werden“, sagt er. „Unserer Olivia wünsche ich eine schnelle Besserung und vollständige Genesung.“