Sie waren – und sind wohl auch heute noch – Ikonen und Wahrzeichen des Industriezeitalters: Hochöfen und die Erzeugung von Stahl. Gerade in der Steiermark gibt es hier eine lange, im Grunde ungebrochene Tradition, ausgehend vom Erzberg. Doch heute sieht man das auch kritisch: Gehören doch Stahl (oft auch im Verband mit Beton) zu den energieintensivsten und auch CO2-intensivsten Grundstoffen. Beinahe 20 Prozent (!) des industriellen Energieverbrauches weltweit entfällt auf Stahl. Wird doch dieser Rohstoff zehnmal mehr produziert als alle (!) anderen metallischen Werkstoffe zusammen!

Elektrolichtbogenofen

Das sollte man im Hinterkopf haben, wenn man an das Thema Einsparungen denkt. Und hier ist jener Stahl, der via Elektrolichtbogen im Recyclingverfahren gewonnen wird, unvergleichlich ökologischer. Er benötigt nur ein Achtel der Energie – und die kann aus sauberem Strom bestehen anstatt wie beim Rohstahl aus fossilen Energien. Auch hier ist Stahl übrigens führend: Es ist der meistrecycelte Industrierohstoff.

In der Steiermark ist hier vor allem das Werk Breitenfeld Edelstahl im Mürztal in der Obersteiermark führend. Vor allem beim "grünen" Stahl. 330 Mitarbeiter sorgen für eine Jahresproduktion von etwa 150.000 bis 250.000 Tonnen Edelstahl. "Wir sind stolz, dass wir bei der Verringerung von CO2-Emissionen führend sind", betont Florian Schneller, Leiter von Forschung und Entwicklung.

Anlieferung per Bahn

Seit dem Jahr 2000 hat das Werk, das im Privatbesitz ist, knapp 230 Millionen Euro investiert, um den ökologischen Fußabdruck noch schlanker zu machen. Heute wird mehr als 75 Prozent des Schrotts sowie der Legierungsmetalle per Bahn angeliefert. Auch der Abtransport der bis zu 120 Tonnen schweren Blöcke erfolgt zum Teil per Bahn. Eben läuft ein Pilotprojekt an, das CO2, das beim Vorheizen der Schmelzpfannen entsteht, zur Aufbereitung von Kühlwasser zu nutzen. Es ist das einzige Stahlwerk in Österreich, das Wasser nicht durch chemische Substanzen, sondern durch das eigene Abgas reinigt.

Künftig wird in nachhaltige Stromerzeugung investiert – durch PV-Anlagen oder durch Beteiligung an Windparks.

Edelstahl wird in Breitenfeld nicht nur per Elektrolichtbogen bei 1700 Grad aus vorsortierten Schrott geschmolzen, sondern in der Schmiede zum Teil auch weiterverarbeitet. Hier werden die Blöcke geschliffen, gesägt und geschält; die Wertschöpfung steigt dadurch.

Das eindrucksvolle Werk mit Elektrolichtbogenofen, riesigen Pfannenöfen und Kokillen (Gussformen), das seit 80 Jahren besteht, kann man am 16. September besuchen: Da gibt es einen "Tag der offenen Tür".