Den steirischen Schulen drohen die Lehrkräfte auszugehen: Viele gehen in Pension, wenige drängen nach. Über den Zeitraum der kommenden fünf Jahre stehen im Bundesschulbereich voraussichtlich rund 900 Pensionierungen an, im Pflichtschulbereich könnten es etwa 1300 sein, heißt es von der steirischen Bildungsdirektion auf Anfrage der Kleinen Zeitung. Das sind insgesamt rund zehn Prozent der steirischen Lehrkräfte.

Der Personalmangel bringe das Bildungssystem an den Rand des Zusammenbruchs, sagen Vertreter der österreichweiten Lehrer-Initiative "Schule brennt" im Interview mit der Kleinen Zeitung. Der Druck auf die verbliebenen Pädagogen steige. Vor allem viele Junglehrer würden oft überfordert das Handtuch werfen. "Viele meiner Kolleginnen haben schon nach einem Jahr hingeschmissen. Ich frage mich, wie lange ich es noch schaffe – es ist eine totale Überlastung", sagt eine Grazer Mittelschullehrerin, die anonym bleiben möchte – aus Angst vor beruflichen Konsequenzen.

Maßnahmen der Bildungsdirektion

In der Bildungsdirektion zeichnet man weniger düstere Szenarien: "Wir können derzeit davon ausgehen, dass Pensionierungen nachbesetzt werden können", heißt es von der Pressestelle. Es sei davon auszugehen, dass der Großteil der Pensionierungen durch Neuanstellungen kompensiert werden könne. Aber nicht nur.

Freie Planstellen könnten auch durch Aufstockung des Beschäftigungsausmaßes von Teilzeitkräften, durch die Rückkehr aus einer Karenz oder eines Sabbatical, durch den Wechsel von Lehrpersonen aus einem anderen Bundesland, durch Mehrdienstleistungen oder die Anstellung von Pensionisten und Studierenden abgedeckt werden.

Bisher hätten in der Steiermark auch ca. 160 Personen ein Zertifikat für den Quereinstieg bekommen. Diese Quereinsteiger können sich ebenso auf eine ausgeschriebene Stelle bewerben. Sie wurden von der Bildungsdirektorin zu einem Informationsaustausch eingeladen, um über den Berufseinstieg zu informieren.

Die Quereinsteiger-Initiative, die ja auch vom Ministerium forciert wird, sehen die Lehrer von "Schule brennt" kritisch. Man solle sich lieber verstärkt darum kümmern, die arrivierten Lehrkräfte im System zu halten. Ihnen Bildungskarenzen zu verwehren oder Teilzeitkräfte zur Vollzeitarbeit zu "drängen" würde den Druck auf die Pädagogen nur erhöhen.