Seit 25 Jahren unterrichtet Joachim Haidacher, selbstständiger Chemiker und Verfahrenstechniker, nebenberuflich auch an der Technischen Universität Graz. Als er hört, dass ein Lehrermangel droht, will Haidacher seine Kompetenzen einsetzen, wo sie gebraucht werden.

„Ich habe mich letzten September an zwei Gymnasien für die Fächer Chemie, Physik, Biologie und Umweltkunde beworben“, erzählt er. Kurz danach ruft Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) die Initiative „Klasse Job“ ins Leben, um bewusst Quereinsteiger für den Lehrberuf zu rekrutieren.

Währenddessen wartet Haidacher auf eine Rückmeldung. Er bemängelt die umständliche Bürokratie im Bewerbungsprozess und dass besonders Teilzeitstellen ausgeschrieben sind – was jene, die davon leben müssten, nicht zum Umstieg bewegen würde, meint er. Auch die Gehaltsstruktur bei einem Quereinstieg sei dem Chemiker nicht ersichtlich. Doch zu Gesprächen kommt es erst gar nicht, denn er wartet vergeblich auf eine Antwort.

"Bürokratischer Hürdenlauf"

Die Bildungsdirektion Steiermark meint, dass „die Einstufung bei voller Qualifikation den üblichen Gehaltsschemata entspricht“. Ausbildung und Vordienstzeiten würde man berücksichtigen. Und: „Alle Bewerberinnen und Bewerber erhalten eine Antwort." Man versucht nun im konkreten Fall, der Sache nachzugehen. Es könne aber zu Verzögerungen bei Antworten kommen, wenn Fächerkombinationen oder Standorte nicht geeignet sind, heißt es.
Im Fall von Haidacher scheint die Kompetenz aber außer Frage zu stehen. Denn laut Bildungsdirektion gibt es gerade für Mathematik oder Physik, vor allem in Mittelschulen, zu wenige Bewerbungen. Und auch wenn in der Peripherie viel größerer Lehrermangel herrscht – und Haidacher sich in Graz beworben hat – waren die Stellen ausgeschrieben, auf die er keine Rückmeldung bekommen hat. „Die meisten lassen wohl ihr Vorhaben, Lehrer zu werden, dann fallen, wenn sie erkennen, was für ein bürokratischer Hürdenlauf das ist“, macht er seinem Ärger Luft.

Test, Zertifikat, dann Bewerbung

Tatsächlich ist das Prozedere nicht ohne. Als Quereinsteiger muss man sich seit Herbst zuerst auf „getyourteacher“ registrieren. Es folgt ein Online-Assessment. Eine Ministeriumskommission prüft die Eignung. Danach kann man sich mittels Zertifikat auf offene Stellen bewerben. Durch dieses Verfahren will man sicherstellen, dass die Qualität gegeben ist.

„Auf die Pädagogik darf auch nicht vergessen werden“, sagt Landesschülervertreterin Michelle Isop. Tatsächlich müssen Quereinsteiger innerhalb von fünf Jahren einen Lehrgang an einer Pädagogischen Hochschule absolvieren. Isop kann der Idee des Quereinstiegs viel abgewinnen. „Wir hören, dass manche Lehrer so gestresst sind, weil sie zu viele Stunden machen müssen, da einfach Lehrkräfte fehlen.“ Auch die Lehrergewerkschaft weist kontinuierlich auf das Thema hin.

Land will Engpässen entgegenwirken

In der Bildungsdirektion spricht man von einzelnen Fällen, Lehrer-Notstand hätte die Steiermark noch keinen. Zudem könne man aus einem Studierendenpool von 500 Leuten schöpfen. Außerdem werde man geeignete Quereinsteiger zu Informationsgesprächen einladen, meint Bildungsdirektorin Elisabeth Meixner.

Für Haidacher stellt sich wohl die Frage, ob er sich zu früh beworben hat – und ob er noch eine Antwort erhält. „Studierende und Quereinsteiger sind zunehmend wichtige Aspekte der Personalplanung“, betont jedenfalls Bildungslandesrat Werner Amon. „Etwaigen, künftigen Engpässen“ wolle man entgegenwirken.