Im Juni 2009 suchten nach starken Regenfällen mehr als 3000 Erdrutsche das südoststeirische Alpenvorland heim. Ein Sommer wie damals kann sich wiederholen und bei fortschreitendem Klimawandel eine um fast die Hälfte größere Region betreffen, berechneten Grazer Forscher. Couragiertes Eindämmen der Erwärmung und Aufforsten mit klimaangepassten Wäldern in Gefahrenregionen würden das Risiko einschränken, erklären sie im Fachjournal "Communications Earth and Environment".

Wenn der Klimawandel kaum gebremstwird, steigen die Durchschnittstemperaturen um rund vier Grad Celsius. Dann wäre im Alpenvorland bei solchen Extremwetterlagen das Gebiet, in dem gehäuft Erdrutsche auftreten, um bis zu 45 Prozent größer als im Juni 2009, als Hangrutschungen enorme Schäden verursachten, so die Forscher um Douglas Maraun vom Wegener Center für Klima und Globalen Wandel der Universität Graz.

Robustere Wälder

Wird die Erderwärmung, wie in den Pariser Klimazielen angestrebt, das vorindustrielle Niveau "nur" um eineinhalb Grad Celsius übersteigen, dann wären laut Modellrechnungen der Wissenschaftler "nur" zehn Prozent zusätzliche Flächen betroffen. Außerdem sollte man in den gefährdeten Gebieten landwirtschaftliche Flächen und Fichtenwälder durch widerstandsfähige (Klimawandel-resiliente) Wälder ersetzen. Mit einem begrenzten Temperaturanstieg und den Aufforstungen in Kombination könnte man das Erdrutschrisiko auf dem Niveau von heute halten, so Maraun in einer Aussendung der Uni Graz.

Die Ergebnisse der Studie werden auch in der Ausstellung "Boden in Bewegung. Hangrutschungen im Klimawandel" im Naturkundemuseum Joanneum in Graz präsentiert. Die Schau läuft noch bis zum 17. Juli 2022.