Bischofsvikar Hermann Glettler ist besorgt über die aktuelle Praxis bei Abschiebungen und Rücküberstellungen von Flüchtlingen. Beim Caritas-Forum am Freitag in Graz sagte Glettler vor rund 150 Caritas-MitarbeiterInnen aus ganz Österreich: „Ich appelliere an die zuständigen Behörden, bei Abschiebungen mit Menschlichkeit und Augenmaß vorzugehen“. Von Abschiebungen und Rücküberstellungen nach dem Dublin-Verfahren seien zunehmend gut integrierte Familien betroffen. Dies sende die falschen Signale an die AsylwerberInnen und führe die Bemühungen der HelferInnen ad absurdum.

Integrierte Familien

„Das Vertrauen in eine verlässliche Politik wird damit zerstört“, begründete der Bischofsvikar. „Die Bereitschaft, sich auch weiterhin zu engagieren, schwindet. Was übrigbleibt ist eine resignierte Stimmung und eine Herkulesaufgabe an Integration, die noch vor uns liegt.“ Glettler nannte den Fall einer gut integrierten Familie mit einem reichen Netz an freiwilliger Hilfe in einem kleinen Ort und zeigte sich überzeugt, dass die österreichische Gesellschaft „mehr schafft, als es verängstigte Politiker für möglich halten.“ Gletter forderte „eine faire und ausgewogene Asylpolitik und um die richtigen Signale, die ein soziales Engagement der Bevölkerung fördern und nicht ins Leere laufen lassen.“

Ehrenamtlicher Einsatz

Vor dem Hintergrund der Erfahrung der Caritas in der Betreuung von Flüchtlingen dringt der Bischofsvikar darauf, auf gut integrierte Familien mit Kindern aus humanitären Gründen Rücksicht zu nehmen und damit auch das Engagement derer, die sich oft ehrenamtlich um die Integration dieser Menschen bemühen, zu würdigen. Die rechtlichen Entscheidungen aus dem Blickwinkel von Menschlichkeit und Humanität zu überprüfen, hieße auch, den Österreichern und den geflüchteten Menschen zu signalisieren, welche Art von Integration für alle – für die schutzsuchenden Menschen ebenso wie für die Gesellschaft - wünschenswert ist.