Eines steht fest: Ohne Digitalisierung geht heute nichts mehr, schon gar nicht in der Produktion. Alles ist digital, die Planung, die Steuerung, und die eigentliche Produktion, bei der dann viele weitere Daten anfallen. Aber wer hat wo und wie den Überblick?

„Derzeit haben wir in den Firmen oft eine Zusammenstellung ganz unterschiedlicher Maschinen, die von unterschiedlichen Herstellern stammen, und mit ganz unterschiedlicher Software laufen. Sie sprechen sozusagen verschiedene Sprachen“, erläutert Markus Egger, Produktmanager bei der Firma Cancom Austria, die Ausgangsbasis. Die Daten sind also sehr heterogen, und können oft nur mit der langjährigen Erfahrung von Mitarbeitern effektiv genutzt werden. Da geht es um Fragen der Wartung oder auch der schnellen Umrüstung der Maschinen. „Viele Know-how-Träger gehen derzeit in Pension“, ergänzt Philipp Miklautsch-Breznik, Systemingenieur Cancom Austria.

Maschinen sprechen unterschiedliche Sprachen

Es gibt also Daten verschiedenster Güte und „Dialekten“, es gibt Experten, aber keine gemeinsame Plattform, um diese Daten auch sinnvoll weiterzuverwenden und Expertenwissen zu teilen. Genau dies bietet Cancom Austria an. Das Unternehmen, vormals Kapsch BusinessCom, ist Spezialist für produktionsnahe IT-Systeme.

Konkret ziehen die Experten von Cancom bei einem Produktionsunternehmen eine neue Softwareebene ein. Die sammelt alle Daten der jeweiligen Produktionsmaschinen und vereinheitlicht sie, damit sie weiterverwendbar werden. „Die Software bringt die Daten in einen Kontext, damit man sie für Auswertetools und Planungstools nutzen kann“, erklärt Egger. Die Kunden sind meist Firmen mit mehr als 100 Mitarbeitern und einem heterogenen Maschinenpark. Im Gegensatz zu den ganz großen Unternehmen können sie sich keine massiven IT-Abteilungen leisten.

Immer mehr Regularien

Denn beim Zusammenführen der Daten will einiges bedacht werden, wie etwa im Zusammenhang mit Sicherheitsfragen. Alles muss gut abgesichert sein, Hackern darf kein Einfallstor geöffnet werden und das benötigt daher Spezialisten. Die Daten werden nicht nur für die interne Kontrolle benötigt, sondern zunehmend auch zur Dokumentation. „Es gibt immer mehr Regularien, die eine lückenlose Dokumentation der Produktionsprozesse verlangen“, erläutert Miklautsch-Breznik. Ein Beispiel ist die Nachhaltigkeitsrichtlinie der EU.

Ein anderer Anwendungsfall ist das Energie-Monitoring. Energieverbräuche werden aufgezeichnet und dann ausgewertet - das kann Unregelmäßigkeiten oder Wartungsbedarf ankündigen und Energieverluste aufzeigen.

Intelligente Produktplanung wird wichtig

Immer größere Bedeutung gewinnt die intelligente Produktionsplanung, „da verschiebt sich der Fokus von der Optimierung der Fertigungskosten hin zur schnellen Lieferung“, so Egger. „Wer am schnellsten umrüsten kann, bekommt den Zuschlag“.

Die Daten zu erhalten und zu vereinheitlichen ist nicht immer ganz einfach. Denn nicht jede Anlage hält sich an bekannte Protokolle, zum Teil müssen die Spezialisten bei Cancom „reverse Engineering“ betreiben, also das System genau analysieren und verstehen lernen. Eine weitere Herausforderung: Die Kunden von Cancom Austria wollen manchmal möglichst viel gespeichert haben und das auf 20 Jahre hinaus, was kostspielig und selten erforderlich ist: „Wir spielen dann einige Anwendungsfälle durch, damit wir besser abschätzen können, welche Daten in welcher Form wirklich benötigt werden“.