Es ist wohl eines der ungewöhnlichsten Comebacks eines Politikers: Mario Eustacchio, fünf Jahre lang Vizebürgermeister in Graz und langjähriger FPÖ-Chef, nahm kurz nach der Grazer Gemeinderatswahl 2021 den Hut. Nicht aufgrund des schwachen Abschneidens seiner FPÖ, sondern nachdem der Finanzskandal in seiner Partei publik wurde. Die Staatsanwaltschaft ermittelt seitdem, es geht um die Vorwürfe Untreue, Betrug und Fördermissbrauch. Und um viel Steuergeld: Bei bis zu 1,8 Millionen Euro an Parteiförderung ist unklar, wofür sie wirklich eingesetzt wurden. Die Buchhaltung existiert nicht mehr, eine Vielzahl an Barbehebungen mit bis zu 50.000 Euro macht die Sache undurchsichtig. Ein von der Staatsanwaltschaft beauftragter Gutachter schreibt von „hoher Verschleierungsenergie“. Eustacchio wird als Beschuldigter geführt, genauso wie weitere frühere blaue Mitstreiter, auch FP-Landeschef Mario Kunasek.

Jetzt kommt Eustacchio als Gemeinderat zurück. Möglich macht das der Abgang von Roland Lohr, der Ex-FPÖ-Mann war zuletzt als „wilder“ Gemeinderat tätig und wird im Finanzskandal ebenfalls als Beschuldigter geführt. Außerdem fanden die Ermittler Unmengen an einschlägiger Nazi-Literatur auf seinem Laptop. Eustacchio kommt nun zum Zug, weil laut Gesetz die gültige Wahlliste aus 2021 herangezogen wird - da steht er auf Platz eins. Eustacchio kehrt aber nicht als FPÖ-Mandatar zurück, sondern als „wilder“ Abgeordneter. Er ist nach Auffliegen des Finanzskandals aus der Partei ausgetreten. Als einfaches Gemeinderatsmitglied erhält er laut Stadt Graz 2.270,70 Euro brutto im Monat.

Angelobung am kommenden Donnerstag

Die Angelobung Eustacchios findet kommenden Donnerstag statt. Gerüchte um seine Rückkehr machten seit Tagen die Runde, im Gespräch mit dem „Grazer“ hat sie der Ex-Vizebürgermeister nun bestätigt: „Ja, ich nehme das Mandat an.“ 

Im Gemeinderat trifft Eustacchio auf viele alte Bekannte, auf die er allerdings nicht gut zu sprechen ist. Er wird neben drei Ex-FPÖlern Platz nehmen, die nach dem Finanzskandal aus der Partei ausgeschlossen wurden. Allen voran Alexis Pascuttini, heute Klubchef der FPÖ-Abspaltung KFG. Pascuttini inszeniert sich öffentlich lautstark als der, der den FPÖ-Finanzskandal aufarbeiten will. Er wird im Mai darüber im von der ÖVP eingesetzten „Rot-Blauer Machtmissbrauch“-Untersuchungsausschuss im Parlament in Wien aussagen, unter Wahrheitspflicht.